Wien - Bereits in der kommenden Woche wird die US-Notenbank Fed nach Ansicht der Fondsgesellschaft JP Morgan Fleming die Phase der Zinserhöhungen einleiten. "Wir werden nächste Woche eine Zinserhöhung sehen", sagte der Rentenexperte Micheal Mewes am Mittwoch in Wien vor Journalisten.

Er erwartet heuer insgesamt vier kleine Zinsschritte zu jeweils 25 Basispunkte auf ein US-Leitzinsniveau von 2,0 Prozent zu Jahresende. Weitere Erhöhungen um 50 bis 100 Basispunkte sieht Mewes im Jahr 2005. Damit liege seine Erwartung unter jener des Rentenmarkts, der einen stärkeren Anstieg der Leitzinsen eingepreist habe.

Trotz des derzeit hohen Wachstums - Mewes erwartet heuer zwischen 4,0 und 4,5 Prozent US-Wachstum - stuft der Portfoliomanager die wirtschaftliche Situation in den USA grundsätzlich noch als "labil und mit Risiken behaftet" ein. Denn eine rasche Straffung der Zinszügel in Richtung der nominalen Wachstumsrate sei zur Zeit nicht möglich, ohne die Konjunktur abzuwürgen.

Spardruck

Nach den Präsidentschaftswahlen werde die nächste US-Regierung das Haushaltsdefizit senken müssen, daher sollte der geldpolitische Stimulus erhalten bleiben, so Mewes, der für 2005 etwas geringeres US-Wachstum prognostiziert.

In Europa sieht der JP Morgan-Experte bis weit ins Jahr 2005 stabile Zinsen. Die Inflation habe zuletzt zwar den Zielwert der EZB überschossen, sollte aber wegen der Verteuerung von Energie und Rohstoffen nur ein "temporäres Phänomen" sein.

"Hoffen wir, dass die EZB nicht ungeduldig ist", so Mewes, denn das wirtschaftliche Umfeld in Europa sei weiter recht schwach. Rentenanlegern rät Mewes, mit neuen Investments noch zwei bis drei Monate zu warten, bis beiderseits des Atlantiks wieder ein "konstruktives Umfeld" für Anleihen herrschen sollte.

Grundsätzlich positive Entwicklung für Europa

Trotz der vorherrschenden Unsicherheiten wie geopolitischen Risiken, der US-Wahl und bevorstehenden US-Zinserhöhungen sieht Fondsmanager Amr Seif für europäische Aktien eine grundsätzlich positive Entwicklung. Besonders die Unternehmensgewinne, aber auch die vorhandene Liquidität, die Bewertung und der Nachrichtenfluss würden die Aktienmärkte stabilisieren.

Mit weiter steigenden Aktienkurse sei aber erst zu rechnen, sobald sich die Unsicherheiten verringerten. "Normalerweise entwickelt sich ein Trend erst nach einer Reihe von Zinserhöhungen", sagte Seif. Am aussichtsreichsten hält er zur Zeit zyklische Branchen, die am stärksten von einer Konjunkturerholung profitierten. (APA)