Zu sehen sind mit einer Polaroid-Kamera aufgenommene und vergrößerte Selbstporträts, teilweise als Serie konzipiert, in denen die Künstlerin in traditioneller Reizwäsche oder nackt bis auf eine Pelzjacke oder Netzstrümpfe posiert. Die Bilder selbst sind nicht untitled, sondern tragen "ironische" (Evi Quaid) Überschriften wie "Ever been to Paris?" (mit hochgerecktem Hintern und überkreuzten Beinen auf dem Tisch liegend), "We've nothing to do to" (Daumen lutschend am Badewannenrand) oder "Marriage is serious" (in Netzstrümpfen neben einem Teddybär am Boden sitzend, die Hand an der entblößten Vagina).
Vagina im Vordergrund
Das kritische Element besteht für Quaid darin, dass sie nicht die Brüste, sondern die Vagina in den Vordergrund stellt. "Das Interessante ist, dass die Leute wirklich stark auf die Vorstellung reagieren, dass der natürlichste Teil des Lebens, der, aus dem man kommt, in den man im Leben hundert Mal, eine Million Mal zurückkehrt, in gewissem Sinn auch der bedrohlichste ist", und "Für mich ist die Penetration das Wichtigste am weiblichen Körper. Was ich eigentlich zu sagen versucht habe, ist, dass die Penetration das ist, worauf es ankommt, alles andere ist Blödsinn. Wohin führt denn alles andere? Es führt dahin", erläutert sie in einem Video über ihre Arbeit, das ebenfalls in der Schau gezeigt wird.
Sie versteht ihre Inszenierungen als Demonstrationen selbstbestimmter Sexualität. "Ich kontrolliere den Körper. Ich bin der Aggressor", meinte sie auf die Frage von JournalistInnen, was ihre Arbeit denn von pornografischen Bildern unterscheide. Zumindest im öffentlichen Leben stelle in den USA die Entblößung der Vagina einen Tabubruch dar. Wie weit das in der Pornografie üblich sei, kann sie eigentlich nicht beurteilen: "Ich weiß wirklich nichts über Pornografie. Das ist kein Statement über Pornografie."
Fürs voyeuristische Publikum?
Dass Quaid offensichtlich so ganz außerhalb des aktuellen Kunst-Diskurses und der kritischen Auseinandersetzung weiblicher Künstlerinnen mit Körper und Sexualität agiert, mag man als Naivität abtun. Ein Museum kann sich darauf nicht berufen. Es muss sich zumindest den Vorwurf gefallen lassen, bei der Vermittlung zu wenig Gewicht auf das gesellschaftliche Umfeld der Entstehung der Arbeit gelegt zu haben. Und den Verdacht, mit dieser Schau spekulativ ein voyeuristisches Publikum zu bedienen, wird weder Noevers altbekanntes, diesmal ausgerechnet nicht angestimmtes Lamento gegen den Quotendruck der Museen, noch das Stück "Evi"-Seife, das den JournalistInnen als Presse-Präsent mitgegeben wurde, abwaschen.