Lissabon - Otto Baric wollte seinem Nachfolger als österreichischer Fußball-Teamchef zeigen, wie man England entzaubert. Doch stattdessen sah Hans Krankl am Montag im Estadio da Luz von Lissabon eine groß aufspielende englische Mannschaft, die mit dem 4:2-Erfolg gegen die von Baric betreuten Kroaten ins Viertelfinale der EURO 2004 aufstieg. "Wir haben gesehen, was im September auf uns zu kommt", meinte Krankl, der den Auftaktgegner in der WM-Qualifikation (am 4. September in Wien) beobachtet hatte.

Krankl begeistert

Der 51-jährige Wiener war in Portugal erstmals live dabei und genoss sichtlich das Ambiente. Ein Wiedersehen mit ehemaligen Weggefährten, auf der VIP-Tribüne Small Talk mit "Spice-Girl" Victoria Beckham, eine Super-Stimmung im Stadion. "Ich war selbst bei zwei Weltmeisterschaften, ich bin nicht das erste Mal dabei. Aber das Erlebnis ist immer wunderbar. Die Atmosphäre ist das schönste, was es gibt", zeigte sich der ÖFB-Teamchef begeistert.

Auch von den englischen Spielern. "Ihre Schnelligkeit, die Mitnahme des Balles im Tempo ist großartig. Sie haben das 0:1 eiskalt aufgeholt, als sie etwas Raum bekommen haben. Wenn man einem Rooney, Owen oder Heskey Raum gibt, ist man verloren. England ist jetzt fast ein Mitfavorit, aber nicht der Favorit. Der ist für mich nach wie vor Frankreich", erklärte Krankl, der schmunzelnd meinte: "Es ist gescheiter, wir schauen uns die Engländer nicht mehr an, weil sie immer besser werden, wenn wir sie sehen." Über Schwächen zu diskutieren sei "beinahe beleidigend. Wenn, dann war es heute bei Standardsituationen in der Hintermannschaft, was überrascht."

Die Gala des 18-jährigen Jungstars Wayne Rooney, der mit zwei Toren und einem Assist zum "Man of the match" gekürt wurde, kam für Krankl hingegen nicht überraschend. "Man weiß nicht erst seit heute, wie gut er ist. Aber er hat es wieder eindrucksvoll bewiesen", sagt der ÖFB-Coach, der sich über die vielen starken Auftritte junger Spieler freut.

"Auch wir haben gute Junge"

"Das ist schön für den Fußball. Aber auch wir haben gute Junge. Einen Ivanschitz, einen Pogatetz, einen Dollinger. Ich hoffe, sie werden sich weiter entwickeln, ihnen fehlt nur die internationale Erfahrung", meint Krankl, der am Dienstag bereits um 7 Uhr wieder den Rückflug antrat. Das Viertelfinalspiel England - Portugal am Donnerstag wird er nicht live in Lissabon beobachten, das erledigt wie zuvor schon Assistent Slavko Kovacic. Sollte England aber weiterkommen, wird der ÖFB-Teamchef wieder nach Portugal fliegen. (APA)