Ein Trauerspiel.

Lissabon - "Adios Espana" heißt es wieder einmal frühzeitig für die spanische Fußball-Nationalmannschaft. Seit 40 Jahren, seit dem EM-Sieg 1964 in Madrid, laufen die mit ihren Klubs so erfolgreichen spanischen Stars vergeblich einem Titel mit dem Nationalteam nach. Nach dem 0:1 am Sonntag in Lissabon gegen Gastgeber Portugal heißt es für Raul und Co. von der EURO 2004 schon nach der Vorrunde Abschied nehmen. "Der nächste Versager von Spanien - Wie immer", titelte die Sportzeitung Marca und griff so wie die gesamte Presse Teamchef Inaki Saez an.

"Zu wenig Tore geschossen"

Ein Sieg gegen Russland und ein Remis gegen Griechenland waren bei Punktegleichheit und gleicher Tordifferenz auf Grund der weniger geschossenen Tore (nur zwei) im Vergleich zu den Griechen (vier) zu wenig. Saez machte daher vor allem die Torflaute trotz Star-Stürmer für das Ausscheiden verantwortlich. "Wir haben zu wenig Tore geschossen, das ist der Grund. Das war heute so und das war im gesamten Turnier so", erklärte der Teamchef.

Raul, mit 38 Treffern Rekord-Torschütze seines Landes, war ebenso eine Enttäuschung wie Fernando Morientes, mit Monaco immerhin im Champions League-Finale. Dazu kam gegen Portugal auch Pech. Der erst 20-jährige Jungstar Fernando Torres, der gegen Portugal seine Chance bekam und einige gute Szenen hatte, traf in der 62. Minute nur die Stange.

"Meine Mannschaft hat gut gespielt"

"Wir sind sehr enttäuscht. Meine Mannschaft hat gut gespielt, aber es hat einfach nicht gereicht. Ich habe eine junge Mannschaft, die in zwei Jahren bei der WM sicher besser dastehen wird", sagte Saez, der mit Torres (20), Vicente, Joaquin, Xabi Alonso (alle 22), Raul Bravo und Iker Casillas (beide 23) eine äußerst junge Mannschaft aufs Feld geschickt hatte.

Ob der 61-Jährige, der die spanische U21 1998 zum EM-Titel geführt hat und mit den Junioren 1999 den WM-Titel und 2001 den EM-Titel gewonnen hat, da noch Teamchef ist, wird sich zeigen. Saez hat trotz der Medienkritik erklärt, seinen bis 2006 laufenden Vertrag erfüllen zu wollen und erhielt auch Rückendeckung von Verbandspräsident Angel Maria Villar, der Druck ist aber groß.

Medien erbarmungslos

Denn die spanischen Medien kannten kein Erbarmen mit dem Team und ihrem Trainer. "Keine Ideen, kein Ball-Besitz, keine Autorität", schrieb AS. "Spanien spielte auf Remis und verlor. Es ist dasselbe wie 1998, als wir gegen drei der schwächsten Mannschaften (Anm.: Nigeria, Paraguay, Bulgarien) ausgeschieden sind. Die Geschichte wiederholt sich", so das Blatt, das mit einem Zitat von Torhüter Iker Casillas aufmachte: "Wir sind keine Verlierer, wir sind Verdammte".(APA)