Mit seinem Kriegsvergleich vor dem iberischen Derby der Fußball-Europameisterschaft hat Portugals Nationaltrainer Luiz Felipe Scolari für große Diskussionen gesorgt. Scolari hatte gegenüber dem meist gehörten spanischen Radiosender Cadena Ser erklärt: "Das ist Krieg, und im Krieg heißt es: Töten oder getötet werden." Allerdings habe er dies vor dem eigentlichen Interview gesagt und nicht zur Verwendung frei gegeben. Die UEFA hat deshalb den Radiosender verwarnt.

"Umgangssprachlicher Ausdruck"

Sein spanischer Amtskollege Inaki Saez wollte die ohnehin aufgeladene Atmosphäre vor dem entscheidenden Vorrundenspiel am Sonntagabend in Lissabon nicht weiter anheizen. "Das war ein umgangssprachlicher Ausdruck. Damit wollte er deutlich machen, was auf dem Spiel steht", erklärte Saez. Spanische Spieler äußerten sich ähnlich gelassen.

Scolari verteidigte seinen Vergleich am Samstag mit dem Hinweis darauf, dass er dies lediglich sportlich gemeint habe und derartige Äußerungen in seiner Heimat vor wichtigen Spielen nicht ungewöhnlich seien. "Das ist in Brasilien normal. Wir sagen dort oft 'Mata, mata' (Töte, töte), wenn es Spiele in den Playoffs gibt. Einer wird sterben, einer wird töten. Einer fährt nach Hause, einer darf bleiben", erklärte der 55-Jährige.

Verwarnung

Ein Reporter des Radiosenders Cadena Ser rief Scolari Medienberichten vom Sonntag zufolge nach der Pressekonferenz indes erneut an und fragte ihn, wann der den Befehl zum Angriff zu geben gedenke. Scolari soll mit den Worten "Leck mich am ..." geantwortet und aufgelegt haben.

Der portugiesische Verband beschwerte sich bei der Europäischen Fußball-Union (UEFA) daraufhin über Cadena Ser. Die UEFA habe den Sender daraufhin verwarnt, meldete die portugiesische Nachrichtenagentur Lusa. Der portugiesische Pressechef hatte einem Mitarbeiter des Senders auf der Pressekonferenz am Samstag eine Frage an Scolari mit dem Hinweis verweigert, er habe bereits ein exklusives, nicht autorisiertes Interview gehabt.

Mittelfeldstar Luís Figo von Real Madrid spielte den gesamten Medienrummel um die Partie herunter: "Worte drücken nicht immer das aus, was eigentlich gemeint ist", betonte Figo. Am wichtigsten ist es, über Fußball und die Spieler zu sprechen." Die spanische Zeitung "As" hatte nach der Ansetzung des schwedischen Anders Frisk unterstellt, Frisk sei ein guter Freund von UEFA-Präsident Lennart Johansson, der wiederum ein Interesse daran habe, dass der Gastgeber im Turnier bleibt. In Portugal wurde dagegen an eine siegreiche Schlacht gegen Spanien im Jahr 1385 erinnert. (APA/dpa)