Verzweifelter Bobic.

Porto - Lettland hat die Sensation geschafft und Vizeweltmeister Deutschland am Samstag in Porto bei der Fußball-EM in Portugal ein verdientes torloses Remis abgetrotzt. Damit ist das Team von Rudi Völler, das zum Auftakt gegen die Niederlande 1:1 gespielt hatte, in seinem letzten Gruppenspiel in der Gruppe D am Mittwoch gegen Tschechien wohl zum Siegen verdammt, um noch ins Viertelfinale zu kommen. Selbes gilt für Außenseiter Lettland, der das Auftaktspiel gegen die Tschechen 1:2 verloren hatte und zum Abschluss gegen die Niederländer antreten muss. Erst nach der Abendpartie zwischen Tschechien und Niederlande wird die genaue Ausgangssituation für den dritten Spieltag feststehen.

Größte Chance für Verpakovskis

"Heute werden wir die Letten plätten" hatte die Bild-Zeitung vor dem Match getitelt, doch nach dem Spiel hieß es auf der Homepage des Boulevardblatts entsetzt: "0:0 - Rudi, da sind wir platt!" Deutschland tat sich gegen die zwei gut organisierten Viererketten der Letten von Beginn an überaus schwer, agierte viel zu ideenlos und kam vor der Pause lediglich aus Weitschüssen zu Chancen. Doch Kevin Kuranyi (14.), Michael Ballack (33., 37.) und Fredi Bobic (33.) schossen entweder am Tor vorbei oder scheiterten an Torhüter Aleksandrs Kolinko, der sein 50. Ländermatch für die Balten bestritt.

Die beste Möglichkeit in der ersten Hälfte fand Maris Verpakovskis in der 40. Minute auf der Gegenseite vor: Der 24-jährige Stürmer startete von der Mittellinie, lief drei deutschen Verteidigern auf und davon, scheiterte aber mit seinem Schuss von der Strafraumgrenze an Torhüter Oliver Kahn. Nicht nur in dieser Situation machte sich das Fehlen von Abwehrchef Jens Nowotny (Kniebeschwerden) deutlich bemerkbar.

Referee pfiff Elfer nicht

Nach der Pause hatten die Deutschen Glück, als Verpakovskis von Nowotny-Ersatzmann Baumann erneut im Strafraum zurückgerissen wurde (54.). Der englische Schiedsrichters Mike Riley ließ weiterlaufen. Nach dieser Szene brannte es dann erstmals im Sechzehner der Letten lichterloh, wobei Schüsse von Frings (56.) und Ballack (59.) knapp ihr Ziel verfehlten. Wenig später scheiterte Ballack mit einem Freistoß aus 20 Meter an Kolinko (64.), und Bobic kam nach Stanglpass von Kuranyi zu spät (67.). Auch der eingewechselte Thomas Brdaric war nicht in der Lage, den sicheren Schlussmann der Balten zu bezwingen (84.), nachdem Verpakowskis zum dritten Mal - diesmal von Christian Wörns, der ihm auf den Fuß stieg - im Strafraum zu Fall gebracht worden war (82.).

Klose vergibt allein auf weiter Flur

Den Matchball vergab der eingewechselte Miroslav Klose. Nach einer Idealflanke des linken Außenverteidigers Philipp Lahm, der als Einziger im DFB-Team Normalform erreichte, kam der lange Kaiserslautern-Angreifer völlig freistehend zum Kopfball, vergab aber kläglich. Angesichts der drei nicht geahndeten Elferfouls an Verpakovskis mussten die Deutschen, die spielerisch fast nichts an diesem Abend zu bieten hatten, am Ende aber sogar mit dem Punktgewinn froh sein. (APA)

Vorrunde, Gruppe D:
  • Lettland - Deutschland 0:0 Porto, Estadio do Bessa Seculo XXI, 22.344 (richtig), SR Mike Riley (England).

    Lettland: Kolinko - Isakows, Stepanows, Zemlinskis, Blagonadezdins - Bleidelis, Lobanows (70. Laizans), Astafjews, Rubins - Verpakowskis (92. Zirnis), Prohorenkows (67. Pahars)

    Deutschland: Kahn - Friedrich, Wörns, Baumann, Lahm - Schneider (46. Schweinsteiger), Hamann, Ballack, Frings - Kuranyi (78. Brdaric), Bobic (67. Klose)

    Gelbe Karten: Isakows, Astafjews bzw. Friedrich, Hamann, Frings