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Ursula Haubner - Nummer neun an der Spitze der FPÖ

foto: apa/schneider
Wien - Jörg Haider hat den Sprung zurück an die Spitze der Freiheitlichen abgelehnt, trotzdem bleibt die Führung der Partei in der Familie. Seine Schwester Ursula Haubner übernimmt von Herbert Haupt die Parteispitze. Die Staatssekretärin hat an der Seite des Sozialministers bereits seit Oktober des Vorjahres als geschäftsführende Obfrau die Geschicke der Partei entscheidend mitgelenkt. Die 58-jährige frühere oberösterreichische Landesrätin gilt zwar als patente und versierte Sozialpolitikerin, ob sie allerdings die nach den Wahlniederlagen angeschlagene Partei wieder einen und auf einen erfolgreichen Weg bringen kann, bleibt abzuwarten.

Mit ungeteilter Zustimmung innerhalb der FPÖ kann Haubner wohl nicht rechnen. So hat der nationale Flügel bereits deutlich seine Distanz zu ihr anklingen lassen. Der künftige EU-Abgeordnete Andreas Mölzer bezeichnete Haubner zwar als "durchaus interessante und kompetente Dame", gleichzeitig sprach er sich aber dafür aus, dass jemand die Partei führen sollte, der dies über das eigene Gewicht schaffe und nicht auf Grund familiärer Bande.

"Ich bin nicht seine Beraterin"

Wenn sich Haubner offenbar nicht auf alle in der FPÖ verlassen kann, so kann sich Haider doch auf sie verlassen. Zu ihrem Amtsantritt als Staatssekretärin machte Haubner klar: "Ich bin nicht seine Beraterin. Wir werden aber weiterhin die wesentlichen Dinge in der Politik, zwischenmenschliche Beziehungen und auch Probleme bereden. Er soll wissen, ich bin eine verlässliche Partnerin". Auch beim von Haider in die Wege geleiteten Delegierten-Treffen von Knittelfeld, das der Anfang vom Ende der ersten schwarz-blauen Regierung war, stand Haubner mit dem früheren oberösterreichischen Landesrat Hans Achatz in der ersten Reihe.

"Unterschiedlich in der Wahl der Ausdrucksmittel"

Interessant ist Haubners Verhältnis zu ihrem Bruder Jörg. Während der Kärntner Landeshauptmann die rauen Töne liebt, ist die Staatssekretärin für gemäßigte Wortwahl bekannt. Trotzdem steht man in der Familie zueinander. Kritik an ihrem Bruder kommt Haubner so gut wie nie über die Lippen. Die Unterschiedlichkeit der Geschwister erklärt Haubner so: "Ich bin gar nicht das Gegenteil. Wir sind nur unterschiedlich in der Wahl unserer Ausdrucksmittel".

Haubner, seit Februar 2003 bereits Staatssekretärin, war nach den schweren Niederlagen der FPÖ bei den Landtagswahlen in Tirol und Oberösterreich mit Verlusten von 11,6 bzw. 12,2 Prozentpunkten Haupt im Oktober des Vorjahres als geschäftsführende Obfrau zur Seite gestellt worden. Gleichzeitig hatte Hubert Gorbach Haupt als Vizekanzler abgelöst. Gemeinsam ist es beiden gelungen, zu einer gewissen Beruhigung innerhalb der von Wahlniederlagen gebeutelten Partei beizutragen. Auch das öffentliche Erscheinungsbild der Partei wirkte für den Betrachter etwas gefestigter. Zu Wahlerfolgen reichte es aber trotzdem nicht. Einzige Ausnahme war im Frühjahr Kärnten, wo Haider die Nummer 1-Position der FPÖ sogar festigen und den Landeshauptmannsessel erfolgreich verteidigen konnte. Aber die gleichzeitig abgehaltenen Salzburger Wahlen verliefen mit einem Minus von 10,9 Prozentpunkten ebenso im Negativtrend wie die Arbeiterkammerwahlen im Frühjahr. Und bei der EU-Wahl am letzten Sonntag sind bei einem Minus von 17 Prozentpunkten die von der Parteiführung an die Spitze der Liste gesetzten Hans Kronberger und Franz Grossmann durchgefallen.

Engagierte Sozialpolitik

Haubner hat sich vor allem mit engagierter Sozial- und Familienpolitik einen Namen gemacht. So war sie eine der Wegbereiterin des Kindergelds und auch die treibende Kraft, als bei dieser Leistung unter Schwarz-Blau II eine Ausweitung auf Mehrlingsgeburten erfolgt ist. Beim Elternrecht auf Teilzeittat tat sie sich als freiheitliche Chefverhandlerin hervor. Auch in der Frauenpolitik war die Staatssekretärin stets engagiert. Haubner war Vorsitzende der Freiheitlichen Frauen und trat stets für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein. Ihr Hauptanliegen in dieser Beziehung war, Mädchen jene Branchen näher zu bringen, in denen der Verdienst höher ist. Auch ihr im Wahlkampf geäußerter Wunsch nach 1.000 Euro-Mindestlohn sollte vor allem Frauen zu Gute kommen.

Bad Goisern

Haubner wurde am 22. Dezember 1945 in Bad Goisern in Oberösterreich geboren. 1963 maturierte sie an der Höheren Bundeslehranstalt für wirtschaftliche Frauenberufe in Bad Ischl. Zwei Jahre später wurde sie hauswirtschaftliche Lehrerin. Ihre politische Karriere begann Haubner auf kommunaler Ebene in Bad Hall, wo sie 1991 Mitglied des Gemeindevorstands wurde. 1994 bis 1996 gehörte sie auch dem Bundesrat an. 1996 zog Ursula Haubner als freiheitliche Abgeordnete in den oberösterreichischen Landtag ein, im November 1997 wurde sie FPÖ-Landesrätin. Am 28. Februar 2003 wurde sie schließlich als Staatssekretärin im Sozialministerium nach Wien beordert und am 20. Oktober des Vorjahres wurde sie zur geschäftsführenden FPÖ-Obfrau bestellt.

Ursula Haubner ist verheiratet, zweifache Mutter und zweifache Großmutter. (APA)