Party on!

Lissabon - Es war am Tag vor dem historischen Match England - Frankreich. Lissabon feierte den Tag, beziehungsweise den Vorabend des Santo Antonio, mit einem Umzug über die Avenida da Libertade. In die letzte der Tänzergruppen warf ein lustiger englischer Fan eine Rauchbombe. Kurze Panik unter den Portugiesen. Kampfgas? Die Riot-Unit der Polizei fuhr schnell, aber heftig hinein und über den Scherzbold drüber. Wenige Minuten später war alles vergessen. Die Party ging weiter.

Die Sicherheitskräfte - rund 20.000 Polizisten und Gendarmen sind extra abgestellt für die Großveranstaltung -, erzählt Sicherheitskoordinator Paulo Gomes, hätten den strategischen Auftrag, "gemäßigt, wie ein Referee" zu agieren: "Präsent, sichtbar, aber nicht behindernd." Denn schließlich sei die EM "grundsätzlich einmal eine Party", so Gomes. Zu strenge Sicherheitsmaßnahmen würden einerseits den Spaß verderben und andererseits provozieren. So werden alle Stadiongäste - außer die akkreditierten VIPs - leibesvisitiert, auf Metalldetektoren wurde verzichtet. Diese scannen hingegen die in Garagen unter den Stadien einfahrenden Autos automatisch.

Die ärgsten Krakeeler wurden ja von Haus aus nicht ins Land gelassen. Die englischen Behörden etwa haben die europaweit strengsten Anti-Hooligan-Maßnahmen getroffen. Sämtliche Teilnehmerländer haben Polizeioffiziere und Kontaktleute nach Portugal geschickt, von denen ein Teil als so genannte "Spotter" arbeitet. Diese kennen die üblichen Verdächtigen aus ihren jeweiligen Ländern. Die organisierten Fans selbst haben "Botschaften" in Portugal eingerichtet. Österreich, gemeinsam mit der Schweiz Veranstalter der EM 2008, hat zwei Beamte des Innenministeriums nach Portugal entsandt, die zunächst Kontakte mit den Kollegen pflegen.

Portugal hat darüber hinaus eigene Strafgesetze erlassen, die nur einen Monat gültig sind - etwa über erweiterte Polizeirechte, die Einrichtung von Schnellgerichten und die rasche Abschiebung von Hooligans. Außerdem wurde vor der EM ein eigener Strafkodex für Verbrechen in Verbindung mit Sportveranstaltungen geschaffen. Doch bei aller Vorbereitung bleibt Gomes realistisch: "Um eine Veranstaltung wie die EM wirklich absolut sicher zu machen, müsste man sie absagen." (Leo Szemeliker, DER STANDARD, Printausgabe 16. Juni, 2004)