Wien - Als "Mann für rechte Sachen" wurde Andreas Mölzer (51) einmal in einem Porträt von einer Tageszeitung bezeichnet. Der drittgereihte auf der FPÖ-Kandidatenliste für das EU-Parlament hat mittels Vorzugsstimmen den Sprung nach Brüssel und Straßburg geschafft. Er wird künftig der einzige EU-Abgeordnete der Freiheitlichen sein.

Einer größeren Öffentlichkeit bekannt wurde Mölzer im Februar 1992: In einem Referat vor dem Freiheitlichen Akademikerverband äußerte er seine Befürchtung, dass sich in Deutschland und Österreich eine "Umvolkung" anbahne. Die Erregung ergriff nicht nur die SPÖ, ÖVP und Grünen, sondern auch die damalige freiheitliche Präsidentschaftskandidatin Heide Schmidt, die sich scharf vom damaligen FPÖ-Bundesrat Mölzer abgrenzte. Dieser stand somit am Beginn einer Entwicklung, die zur Abspaltung von fünf FPÖ-Mandataren und zur Gründung des Liberalen Forums führte. 1992 galt Mölzer bereits als "Chefideologe" seiner Partei, auf seinem Türschild in der FPÖ-Zentrale stand der Hinweis "Grundsatzabteilung".

Wechsel nach Kärnten

Der Steirer, geboren am 2. Dezember 1952 in Leoben, wirkte zuerst in seinem Heimat-Bundesland, er studierte Geschichte an der Uni Graz, war Uni-Assistent, dann Redakteur der "Aula" (Zeitschrift der freiheitlichen Akademiker). 1985 wechselte er nach Kärnten, wurde Chefredakteur der FPÖ-Wochenzeitung "Kärntner Nachrichten" (bis 1990) und bald einer der Getreuen Jörg Haiders. Mölzer ist Autor des Buches "Jörg, der Eisbrecher". Damit war auch der Sprung in die Politik vorbereitet: 1990 Chef des Freiheitlichen Bildungswerkes, 1991 als Kärntner Bundesrat im Parlament.

Dann kam es zum Bruch des deutschnationalen Chefideologen mit Haider, der zu dieser Zeit mehr denn je das Österreich-Bewusstsein betonte. 1994 wurde Mölzer zuerst als Leiter des FPÖ-Bildungswerks abgelöst, im selben Jahr entzog ihm die FPÖ das Bundesratsmandat. Der "Kulturdeutsche", so Mölzers Eigendefinition, verlegte sich auf die Publizistik und gründete 1997 die Wochenzeitung "Zur Zeit", die er als "rechtsliberales Blatt" positionierte. Die Publikation nutzte er als Plattform für rechte Meinungen, er organisierte Diskussionen mit europäischen Rechtspolitikern.

Kulturberater des Landes Kärnten

Der Kärntner Landeshauptmann honorierte Mölzers umtriebige Tätigkeit. Von 1999 bis 2001 hatte Mölzer einen Konsulentenvertrag als Kulturberater des Landes Kärnten. Danach entfremdete man sich kurzfristig. Im Sommer 2002 organisierte Mölzer ein Treffen Jörg Haiders mit einem halben Dutzend europäischer Rechtspolitiker.

Im EU-Wahlkampf unterstützte das Personenkomitee "Andreas Mölzer - ein österreichischer Patriot für Europa" den Drittgereihten. Die prominentesten Mölzer-Unterstützer waren Volksanwalt Ewald Stadler, die Bundesräte John Gudenus und Paul Tremmel sowie der Theologieprofessor Robert Prantner. Mölzer führte einen eigenen Wahlkampf und präsentierte sich als einziger Freiheitlicher auf der EU-Kandidatenliste. (APA)