Inwieweit der Startschuss zu mehr Austausch, Vernetzung und Zusammenarbeit zwischen den Medienexpertinnen und Journalistinnen aus Österreich, Kroatien, der Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn auch erfolgreich ist, wird von verfügbaren Ressourcen und nicht zuletzt vom Einsatz jeder Einzelnen abhängen. Dazu bietet das Milena-Netzwerk, eine Initiative der Wiener Frauenstadträtin Renate Brauner zur Vernetzung von Frauen in Zentraleuropa, eine erste Möglichkeit.
Slowakei
Jana Cvikova vom feministischen Magazin "Aspekt" (Bratislava) erzählte vom Problem der "Werteskala", die sich slowakische Frauenorganisationen gegenseitig aufzwingen: die Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen stehe dabei an erster Stelle und die Pädagogik irgendwo an hundertster Stelle. Viele Themen und Diskurse würden in der Slowakei von oben diktiert (wenn z.B. die Christdemokraten das Abtreibungsrecht abschaffen wollen). Nichts sei selbstverständlich.
Im Rundfunk sei es gelungen, das Wort "Gästin" als gang und gebe zu etablieren - einfach durch dessen Verwendung. Im Fernsehen seien Feministinnen jahrelang gefragt worden, was passiert sei, dass sie Feministinnen geworden sind? Ob sie vergewaltigt oder geschlagen worden seien? Hier stelle sich ein verändertes Bewusstsein erst langsam ein. Für die Zukunft plädierte Cvikova dafür, nicht als selbstverständlich hinzunehmen, was ist, und sich weniger Themen aufdrängen zu lassen (Beispiel Abtreibung).
Kroatien und Slowenien
Djurdja Knezevic, Herausgeberin des Frauenmagazins "Kruh & Ruze (Brot und Rosen)" (Zagreb), sieht Frauen durch die Beschäftigung mit bestimmten Themen in einem Ghetto, einer Schublade. Das betreffe in Kroatien Gewalt, Menschenhandel, Nötigung und Prostitution. Damit seien Frauen beschäftigt - und auch akzeptiert. So würden die falschen Ziele anvisiert. Es gehe vielmehr darum, die sozialen Strukturen und auch Männer zu ändern.
Suzana Tratnik, Autorin und Mitherausgeberin des Verlagshauses SCUK Lambda (Ljubljana), stellte mediale Veränderungen durch den EU-Beitritt Sloweniens fest. Es gehe immer weniger ums Schreiben als vielmehr ums Verkaufen - dem Verkaufen von Gesichtern, erfolgreichen Frauen, etc.
Österreich
Der österreichischen Journalistin Petra Stuiber fehlen oft die Daten und Zugänge für den Osteuropa-Blick. Hilfe erhielt sie durchs Milena-Netzwerk. Das Problem jedoch sei, dass sich Medien oft nicht für Frauengeschichten interessieren und diese deshalb besser nicht als "Frauengeschichte" sondern unter einem anderen Thema angeboten werden. Stuiber stellte auch fest, "dass wir uns um eine Frage herumschwindeln". Gehe es wirklich nur um mehr Frauen in Spitzenpositionen oder sei es doch nicht egal, welche es sind?
Alexandra Bader von den Ceiberweibern stellte eine gegenseitige Schwächung von Frauen fest, wenn in der Berichterstattung über Pressekonferenzen gerade oft das verschwinde, was Frauen sagen. Sie plädierte dafür, "kleine revolutionäre Akte" zu setzen, um ein Bewusstsein zu schaffen - zum Beispiel durch spezifisches Nachfragen bei Pressekonferenzen.
Tschechien und Ungarn
Katerina Krausova von der Presse-Agentur CTK (Prag) erzählte von ihrem Freiraum, regelmäßig feministische Themen aufzugreifen. "Meine Texte sind aber nicht so oft in den Medien. Sie müssen schon ein bisschen den Geschmack von Skandal haben." In Hinsicht einer Frauengleichstellung wäre EU-Druck wünschenswert, so Krausova.
Auch Patricia Margit, Journalistin und Präsidentin der ungarischen "Women's Media Lobby" (Budapest), sieht gerade durch die derzeitigen Wahlen zum Europäischen Parlament die Möglichkeit, einen großen Schritt nach vorne zu machen. Durch die Wahl hätten Frauenthemen einen großen Auftrieb erhalten, weil die Politik glaube, dass dies in der EU sehr wichtige Themen sind.
Lobbying und Netzwerken
Bei der Podiumsrunde zum Netzwerken standen Faktoren zum erfolgreichen Lobbying und Netzwerken im Mittelpunkt. So erklärte Andrea Scheutz von der Frauensache in Wien, dass jede Frau alte Muster in ein Netzwerk mitbringt. Diese gelte es anzuschauen und sich auch die Frage zu stellen, was wir wollen. Die hohen Erwartungen untereinander blieben oft unreflektiert.