Microsoft hat vor zwei Monaten vergeblich versucht, Europas größtes Softwarehaus SAP zu übernehmen. Das teilten beide Unternehmen am Montag mit.

"Eine Wiederaufnahme der Verhandlungen ist nicht geplant"

"Vor einigen Monaten hat Microsoft diese Gespräche aufgrund der Komplexität eines solchen Abschlusses und der daraus resultierenden Integrationen beendet. Eine Wiederaufnahme der Verhandlungen ist nicht geplant", heißt es in der Mitteilung von Microsoft.

Ausbau SAP

SAP-Chef Henning Kagermann sagte: "Wie alle börsennotierten Unternehmen untersucht auch die SAP regelmäßig Möglichkeiten, wie wir unsere weltweit führende Stellung im Markt für Unternehmenssoftware weiter ausbauen können." Die SAP habe die feste Absicht, weiterhin partnerschaftlich mit Microsoft zusammenzuarbeiten, um unter bestmöglicher Nutzung der Web-Services-Technologie auch in Zukunft ihren Kunden wirklichen Mehrwert bieten zu können.

Fusionsgespräche zwischen Microsoft und SAP erwähnt

Mit ihren Veröffentlichungen kamen die beiden Software-Giganten einer Stellungnahme von Oracle in der am Montag beginnenden öffentlichen Verhandlung des Oracle/PeopleSoft-Übernahmeverfahrens in den USA voraus. Die SAP AG hatte im Zusammenhang mit der rechtlichen Prüfung der geplanten Übernahme von PeopleSoft durch Oracle umfangreich mit dem US-Justizministerium zusammengearbeitet und in diesem Zusammenhang auch die Fusionsgespräche zwischen Microsoft und SAP erwähnt.

Wettbewerb

Microsoft versucht seit einigen Jahren, SAP das Geschäft vor allem mit Unternehmenssteuerungssoftware für mittelständische Unternehmen streitig zu machen. Das US-Unternehmen gehört zu den vier größten Wettbewerbern von SAP. Gleichzeitig arbeiten beide Konzerne aber technologisch zusammen. Erst im Mai hatten SAP und Microsoft vereinbart, ihre Internet-Plattformen "NetWeaver" und ".NET" besser aufeinander abzustimmen. Einige Programme von SAP laufen auch unter dem Betriebssystem "Windows" von Microsoft. Die Zusammenarbeit solle fortgesetzt werden, betonte SAP.

Unverkäuflich

SAP galt bisher praktisch als unverkäuflich, weil die drei Firmengründer Hasso Plattner, Dietmar Hopp und Klaus Tschira mit ihren Familien und Stiftungen zusammen 38 Prozent am Unternehmen halten und Verkaufsabsichten stets zurückgewiesen hatten. "Wie alle börsennotierten Unternehmen untersucht die SAP regelmäßig Möglichkeiten, wie wir unsere weltweit führende Stellung im Markt für Unternehmenssoftware weiter ausbauen können. Unsere Stellungnahme ist vor diesem Hintergrund zu sehen", erklärte Vorstandschef Henning Kagermann nun.

Gespräche gibt es immer

"Firmen in der Softwarebranche sprechen alle jederzeit miteinander", sagte Analyst Nathan Schneiderman von Wedbush Morgan Securities. Torsten Schellscheidt von der WestLB stellte den Sinn einer solchen Fusion in Frage: "Das ist sehr überraschend. Ich vermute, Microsoft hat nach Wachstumschancen gesucht. Für SAP hätte das wenig Sinn gemacht. Die Technologien zu integrieren, wäre sehr kompliziert gewesen", sagte er. Oracle pocht in dem Verfahren darauf, dass der Konzern auch nach einer Fusion mit PeopleSoft den US-Markt für Firmensoftware entgegen der Ansicht des Ministeriums nicht beherrschen würde. "Oracle wird vorbringen, dass dies (die Gespräche) zeige, dass Microsoft eine Kraft sei, mit der man rechnen muss", erläuterte Analyst Schneiderman. Das Justizministerium könne aber auch damit argumentieren, dass die Gespräche Anzeichen für eine Konsolidierung der Branche seien, die den Wettbewerb verhindere. SAP-Chef Kagermann hatte zuletzt betont, der Unternehmenssoftware-Markt sei in Wirklichkeit sehr zersplittert. SAP hat seinen Marktanteil im Vergleich zu den größten Wettbewerbern in den USA zuletzt stark ausgebaut.

Konkurrenten und Kooperationspartner

Microsoft versucht seit einigen Jahren, SAP das Geschäft vor allem mit Buchhaltungssoftware für mittelständische Unternehmen streitig zu machen. Der US-Konzern ist damit zu den vier größten Konkurrenten von SAP avanciert. Gleichzeitig arbeiten beide aber technologisch zusammen. Erst Anfang Mai hatten SAP und Microsoft vereinbart, ihre internetgestützten Plattformen "NetWeaver" und ".NET" besser aufeinander abzustimmen. Einige Programme von SAP laufen auch unter dem Betriebssystem "Windows" von Microsoft. Während der Gespräche darüber war es zu dem Annäherungsversuch gekommen. Die Zusammenarbeit solle fortgesetzt werden, erklärte SAP.(APA/dpa/Reuters/red)