Die Harvard University ist jene MBA-Schmiede, die der Schweizer Personalberater Egon Zehnder spontan empfiehlt

"Harvard Business School, Kellogs-Northwestern, The Wharton School of the University of Pennsylvania", das sind die drei MBA-Schmieden, die Egon Zehnder, Gründer der internationalen Personalberatungsfirma Egon Zehnder International spontan als die Weltbesten einfallen. Wer den nötigen Background hat, um an einer der renommierten Eliteschulen aufgenommen zu werden und bei der Auswahl Entscheidungshilfe benötigt, dem empfiehlt der Europa-Doyen des Executive Search Folgendes: "Wer die Zeit und das dazu nötige Kleingeld hat, sollte bei den drei Schulen seiner engsten Wahl Stallgeruch schnuppern. Zwei Tage vor Ort am jeweiligen Campus sagen mehr als dicke Hochglanzbroschüren und Absolventenlisten."

Voraussetzung für eine Position in den Vorstandsetagen der Multis sei der Titel aber nicht: "99 Prozent jener Topmanager, die wir als Kandidaten betrachten, haben einen MBA. Und manchmal kommt eben die richtige Persönlichkeit aus dem Lager des einen Prozent", so Zehnder.

Wenig Gewicht haben laut Gundi Wentner, geschäftsführender Gesellschafterin von "Wentner Havranek Deloitte & Touche", hierzulande die in renommierten Zeitungen wie Financial Times oder Wall Street Journal veröffentlichten Rankings der weltweit besten Business-Schools. Und: "Der Titel MBA zählt allenfalls bei Berufseinsteigern, um sie von der Heerschar von Bewerbern zu differenzieren. Österreichs Personalentscheider legen verstärktes Augenmerk auf besondere Spezialisierungen im Studium, ein MBA rangiert eher unter ,nice to have'."

"Bei einem Betriebswirtschafter beeindruckt mich ein MBA sehr wenig, anders beim Techniker und den Absolventen sehr spezialisierter Lehrgänge, weil das auf rares Tiefenwissen schließen lässt", differenziert Günther Tengel, geschäftsführender Gesellschafter von Jenewein & Partner. Zum Auswahlprozess meint Tengel: "Je mehr internationale Partner eine Universität aufweist - und zwar renommierte -, desto besser." Aufschluss gäbe auch der Aufnahmeprozess: "Wenn der kein Topaufnahmegespräch in Englisch und die Lösung von zwei bis drei Case-Studies beinhaltet, kann man die Schule gleich vergessen."

Ob ein Doktorrat mehr zählt als ein MBA? "Wer zuerst den Magister macht, dann - weil er noch keinen Job hat - den Doktor und anschließend noch immer in Ermangelung interessanter Angebote den MBA, ist auf dem Holzweg. Ich habe gelesen, dass vergangenes Jahr erstmals Absolventen einer der renommiertesten Business-Schools Praktikaplätze angenommen haben, weil selbst der MBA von einer so renommierten Institution noch keinen Garantieschein für eine adäquate Position bedeutet", erläutert Tengel.

Georg Horacek, Direktor für Human-Resources-Management bei der OMV, schätzt den MBA im Managementbereich, in der Forschung komme der Dissertation größere Bedeutung zu. Der Wert eines MBAs hänge eng mit der Internationalität der Schule zusammen und obwohl er dazu spontan Institute wie Harvard, MIT oder Insead assoziiere, landeten Führungskräfte der OMV anderswo, nämlich: "An einer österreichischen Weiterbildungsstätte oder an der Universität St. Gallen. Dies deshalb, weil an anderen Orten ein MBA-Studium allein wegen der zeitintensiven Anfahrten nebenberuflich kaum zu bewältigen wäre."

Horacek liest die Rankings gern, geben sie doch eine gewisse Orientierung "in der Fülle von MBA-Anbietern in Zentraleuropa, die kein Mensch kennt und einschätzen kann". Der Human-Resources-Manager empfiehlt, die Qualität einer MBA-Uni nicht gerade bei deren Alumnis zu recherchieren, "denn ich kenne keinen, der je gesagt hätte, das Programm, aus dem sein Titel stammt, sei ein Blödsinn gewesen". (Der Standard, Printausgabe 5./6.6.2004)