Voraussetzung für eine Position in den Vorstandsetagen der Multis sei der Titel aber nicht: "99 Prozent jener Topmanager, die wir als Kandidaten betrachten, haben einen MBA. Und manchmal kommt eben die richtige Persönlichkeit aus dem Lager des einen Prozent", so Zehnder.
Wenig Gewicht haben laut Gundi Wentner, geschäftsführender Gesellschafterin von "Wentner Havranek Deloitte & Touche", hierzulande die in renommierten Zeitungen wie Financial Times oder Wall Street Journal veröffentlichten Rankings der weltweit besten Business-Schools. Und: "Der Titel MBA zählt allenfalls bei Berufseinsteigern, um sie von der Heerschar von Bewerbern zu differenzieren. Österreichs Personalentscheider legen verstärktes Augenmerk auf besondere Spezialisierungen im Studium, ein MBA rangiert eher unter ,nice to have'."
"Bei einem Betriebswirtschafter beeindruckt mich ein MBA sehr wenig, anders beim Techniker und den Absolventen sehr spezialisierter Lehrgänge, weil das auf rares Tiefenwissen schließen lässt", differenziert Günther Tengel, geschäftsführender Gesellschafter von Jenewein & Partner. Zum Auswahlprozess meint Tengel: "Je mehr internationale Partner eine Universität aufweist - und zwar renommierte -, desto besser." Aufschluss gäbe auch der Aufnahmeprozess: "Wenn der kein Topaufnahmegespräch in Englisch und die Lösung von zwei bis drei Case-Studies beinhaltet, kann man die Schule gleich vergessen."
Ob ein Doktorrat mehr zählt als ein MBA? "Wer zuerst den Magister macht, dann - weil er noch keinen Job hat - den Doktor und anschließend noch immer in Ermangelung interessanter Angebote den MBA, ist auf dem Holzweg. Ich habe gelesen, dass vergangenes Jahr erstmals Absolventen einer der renommiertesten Business-Schools Praktikaplätze angenommen haben, weil selbst der MBA von einer so renommierten Institution noch keinen Garantieschein für eine adäquate Position bedeutet", erläutert Tengel.
Georg Horacek, Direktor für Human-Resources-Management bei der OMV, schätzt den MBA im Managementbereich, in der Forschung komme der Dissertation größere Bedeutung zu. Der Wert eines MBAs hänge eng mit der Internationalität der Schule zusammen und obwohl er dazu spontan Institute wie Harvard, MIT oder Insead assoziiere, landeten Führungskräfte der OMV anderswo, nämlich: "An einer österreichischen Weiterbildungsstätte oder an der Universität St. Gallen. Dies deshalb, weil an anderen Orten ein MBA-Studium allein wegen der zeitintensiven Anfahrten nebenberuflich kaum zu bewältigen wäre."