Salzburg - Der Giro d'Italia und die Tour de France hüpfen es vor. Und so kommt auch Österreichs Radrundfahrt nicht umhin, den Sprintern im Feld die eine oder andere Siegchance einzuräumen. Die heutige, erste Etappe der 56. Wiesbauer-Tour ist so ein Teilstück, sie beginnt (12 Uhr) und endet in Salzburg, nach vier Runden auf dem U23-Zeitfahrkurs der WM 2006 oder 148 Kilometern wird auf dem Mirabellplatz ein Massensprint erwartet. Weitere Zielorte sind das Kitzbühler Horn, Bad Hofgastein, Lienz, St. Veit/Glan, Bad Radkersburg und Wien, wo am Sonntag vor der Staatsoper die Rundfahrt zu Ende geht.

Verlässlichkeit der Superstars

Radrundfahrten erinnern schön langsam an Tennisturniere, da wie dort werden regelmäßig Superstars angekündigt, die dann im letzten Moment absagen. Im Fall der Wiesbauer-Tour wollten, konnten oder durften mit Damiano Cunego und Paolo Savoldelli ein aktueller und ein früherer Giro-Sieger nicht. Auch der Australier Robbie McEwen wird fehlen, er wäre ein Mann für Massenankünfte, wäre ein Mann für Salzburg gewesen. Immerhin schickt McEwens Rennstall Lotto-Domo als Ersatz den Niederländer Leon van Bon, auch er hat schon Etappen in Frankreich und Spanien gewonnen.

Dennoch sind nicht zuletzt die Chancen der Österreicher sowohl für die einzelnen Tage als auch in der Gesamtwertung gestiegen. Mit dem Salzburger Gerrit Glomser wäre sowieso da und dort zu rechnen, er kann nämlich sprinten und klettern, und so war's kein Wunder, dass er 2002 und 2003 auch den Gesamtsieg davontrug. Jochen Summer hat 2002 das Trikot des besten Sprinters gewonnen, allerdings etwa im Gegensatz zu Werner Riebenbauer noch keinen einzigen Tagessieg gefeiert. Riebenbauer: "Keiner wäre an McEwen vorbeigekommen. Aber jetzt gibt's durchaus eine Chance."

Glomser will nicht sprinten

Glomser selbst, der zum Beispiel schon Tagesdritter bei der Vuelta war, will sich weder in Salzburg noch sonst bei einem Spurt des Feldes an vorderster Front beteiligen. "Ich werde mir nicht im Massensprint die Zähne einschlagen, es wäre dumm, wegen eines Sprints alles zu riskieren", erklärte der Saeco-Profi, für den die Gesamtwertung und vor allem die am 3. Juli beginnende Tour de France im Vordergrund stehen.

Es ist nicht zu erwarten, dass die Radfahrer demnächst die Fußballer als Quotenknüller ablösen können. Immerhin war der ORF mit den Zuseherzahlen einer Livesendung im Vorjahr dermaßen zufrieden, dass er heuer gleich zweimal direkt überträgt, sowohl am Dienstag vom Kitzbühler Horn als auch am Sonntag vom Wiener Ring. (DER STANDARD Printausgabe 07.06.2004)