Foto: Patrick Gries
Foto: "KlausEngelhorn22"
Foto: "KlausEngelhorn22"
"Beschreiben Sie das Möbel Ihrer Träume", sagt die Stimme durch einen Telefonhörer, nachdem man den roten Knopf gedrückt hat. Ein Sammelsurium an Wünschen ertönt nach dem Drücker auf den grünen Knopf: "Meine Freundin wünscht sich eine Wolke, auf der sie schlafen kann." "Ich möchte eine riesige Feder." "Ein unsichtbares Möbel." So lauten nur drei der in allen möglichen Sprachen erläuterten Traumtänzereien, die das Band der Installation "Point Blanc" des Designers Konstantin Grcic konserviert und das derzeit in der Wiener Galerie "KlausEngelhorn22" zu belauschen und zu ergänzen ist. So wird "Point Blanc" zur Datenbank für Ideen.

Man hört also, die Designwelt ist weit davon entfernt, jede Sehnsucht befriedigt zu haben. Der Münchner Konstantin Grcic, gerüstet mit dem Zeug zum Stardesigner, der Österreicher Robert Stadler und der Niederländer Jurgen Bey, allesamt um die 39, beschäftigen sich in der Schau "Vanishing point 2" nicht unbedingt mit der Erfüllung wundersamer Möbellösungen, dennoch zeigen sie Design anders. Ausgangspunkt war Engelhorns Projekt "Vanishing point 1" im Spazio Erasmus anlässlich der Mailänder Möbelmesse, bei dem es darum ging, auf die Problematik von Designpräsentationen hinzuweisen. Wie schon in Mailand wollen die drei Designer unterschiedliche Ansätze und Methoden klar zum Ausdruck bringen, Gegenvorschläge präsentieren und sich auch von Schnittmengen mit Kunst und Architektur befreien.

Robert Stadler beschäftigt sich in seiner Arbeit "Pools & Pouf!" mit einer Ästhetik des Verschwindens, welche die Frage nach der Beschreibung von Design in den Vordergrund rückt. Seine rabenschwarzen Ledermöbel breiten sich wie organische Pfützen über den Boden und die Wände aus und lassen sich nur schwer einordnen, stellen sie doch die gesamte Idee der Möblierung infrage. Der bullige Hocker des in Paris und Rio lebenden Designers wehrt sich in diesem fließenden Ensemble am meisten gegen das Verschwinden. Heitere Ergänzung sind Stadlers knochenförmige, schneeweiße Hanteln aus Carrara-Marmor namens "For- ever young", die als Sportgerät ebenso herhalten wie als Skulptur. Hinterfragen lässt sich auch Stadlers igluartiges Isolationshäuschen "Tete", in dessen Form der Besucher vieles sehen kann: Raum zur Meditation, organische Glocke, futuristisches Wartehäuschen im Bubikopf-Stil oder auch hier - Skulptur.

"Dutch pieces"

Funktionaler als Grcic und Stadler nähert sich der Niederländer Jurgen Bey der Präsentation von Design. Sein Projekt "Dutch pieces" wurde für den Empfangsraum einer niederländischen Versicherung realisiert. Zwei massige, extrem bequeme Ohrenfauteuils mit wahren Dumbo-Wascheln samt Arbeitsfläche stehen sich gegenüber. Ein Perserteppich, Wände und eine Leuchte sind mit gräulichen, wilden und übereinander gelegten Mustern bespannt, die nach längerer Betrachtung so manche Überraschung bieten. Diese unterhaltsame Entdeckungsreise soll vor allem dann unternommen werden, wenn man allein in den "Dutch pieces" weilt. Das Projekt schafft eine häusliche, fast intime Umgebung, seine Elemente greifen ineinander und lassen so etwas von Privatheit erleben.

Egal welche Erkenntnisse der Besucher aus der Schau mit in sein Zuhause nimmt - die Ausstellung zeigt, dass eine neue, umtriebige Generation von Designern imstande ist, frische, der Zeit gemäße Fragen zu stellen. (DERSTANDARD/rondo/Michael Hausenblas/04/06/04