Bei Dominic Heinzl ging es um Handfestes:

Der ATV+-Societyreporter wurde Sonntagabend in seinem Erstbericht über den Life Ball dem Senderimage voll gerecht – und ließ ausführlich über einen völlig nackten bemalten männlichen Ballbesucher und dessen frei schwingendes Gemächt räsonieren. Denn, erklärte ein Urwiener Pärchen, das hinter dem Zaun den Aufmarsch der bunten Vögel beobachtete, man könne nur durch Anfassen feststellen, ob es sich da um echtes oder angeklebtes Männerfleisch handle.

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Sicher: Darüber, wie geschmackssicher

solche Einschübe sind, braucht man nicht zu streiten. Aber immerhin schaffte ATV+ das, woran der ORF in seiner pompös angelegten Sonder-Sendung über den Ball kläglichst scheiterte: ATV+ zeigte den kleinen Mann und die kleine Frau.

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Nicht nur die üblichen Zumhalsheraushängpromis,

sondern echte Menschen. In und um den Ball. Nicht nur – wie die ORF-Sendung – als buntes Füllmaterial zwischen uninspirierten, unprofessionellen Interviews, belangsendungshaften Off-Texten und „gelangweilten“ 08/15-Nackedeibildern, sondern als das, was sie am Life Ball sind: Akteure und Schauobjekte, Selbstdarsteller und Ausstellungsstücke zugleich.

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Der Unterschied war spür- bis greifbar:

Der ORF langweilte sich und Lilo Wanders im abgeschotteten Backstagebereich – draußen lachte ATV+ mit einer namenlosen Dragqueen über die Probleme, die kilometerlange Papierwimpern bei Regen machen. Dass beide am selben Event waren, sah nur, wer sehr genau hinsah. (rott/DER STANDARD; Printausgabe, 18.5.2004)

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