Kanada wurde seinem Ruf als Eishockey-Nation Nummer Eins wieder gerecht.

Prag- Mit dem Rekord-Titel für Kanada und einem neuen Zuschauer-Rekord für Eishockey-Weltmeisterschaften ging am Sonntag in Prag die 68. WM zu Ende. In der "Goldenen Stadt" holte sich Kanada mit einem 5:3-Erfolg im Finale gegen Schweden zum 23. Mal den Titel und übertrumpfte damit die ehemalige Sowjetunion, die es auf 22 Mal Gold gebracht hat. 552.097 Zuschauer und damit fast 10.000 pro Spiel erlebten die 56 Partien, womit in Prag und Ostrau der bisherige Rekord von Finnland 1997 (526.172) klar übertroffen wurde.

Schweden "nach 30 Minuten einfach müde"

Wie vor einem Jahr in Helsinki (2:3 nach Verlängerung) genügte den Schweden ein Zwei-Tore-Vorsprung im Finale gegen Kanada nicht zum achten WM-Titel. "Wir sind nach 30 Minuten einfach müde geworden. Letztes Jahr war ich der Auffassung, dass wir die bessere Mannschaft waren, diesmal war Kanada klar besser", gestand Schwedens Teamchef Hardy Nilsson. Selbst die aus Amerika eingeflogenen Superstars Forsberg und Lidström konnten da nicht helfen. "Aus Freude auf Gold wurde für Schweden schon wieder Trauer über Silber", schrieb die Zeitung "Dagens Nyheter".

Die Kanadier erwiesen sich nicht nur gegen Schweden als Team mit Moral. Zum Auftakt gegen Österreich (2:2 nach 0:2), im Viertelfinale gegen Finnland (5:4 nach 0:2) und im Halbfinale gegen die Slowakei (2:1 nach 0:1) holte die Mannschaft von Mike Babcock Rückstände auf. "Es ist etwas anderes, wenn man das Ahornblatt auf dem Sakko trägt. Nach dem 2:6 gegen Tschechien hatten die Spieler und ich das Gefühl, unser Land im Stich gelassen zu haben", sagte Babcock.

"Ein Glücksfall" für Babcock

Der als Assistenztrainer mitgekommene Coach der Anaheim Mighty Ducks war zu WM-Beginn für Cheftrainer Joel Quenneville eingesprungen, der nach einem Kreislaufkollaps abreisen musste. "Ich wollte von einem erfolgreichen Mann lernen. Jetzt ist es ein Glücksfall für mich geworden", sagte Babcock.

Dass Kanada als Titelverteidiger zur WM 2005 von 30. April bis 15. Mai nach Österreich (Wien und Innsbruck) kommt, verdanken sie nicht zuletzt Dany Heatley. "Wir geben bei keinem Spielstand auf", verkündete der Stürmer, während er in der Kabine eine Siegerzigarre paffte und die schönsten Stunden seit dem von ihm verursachten Autounfall genoss, bei dem sein Beifahrer und Vereinskollege Dan Snyder im vorigen September ums Leben gekommen war.

Heatley wertvollster Spieler

Der 23-Jährige von den Atlanta Thrashers wurde vom Weltverband IIHF zum wertvollsten Spieler und zum besten Angreifer des Turniers gekürt. Mit acht Toren und drei Vorlagen und damit insgesamt elf Punkten gewann Heatley auch die Scorerwertung vor dem Finnen Ville Peltonen (vier Tore, sechs Assists), der es auf zehn Zähler brachte. Als bester Torhüter wurde Ty Conklin vom WM-Dritten USA geehrt, bester Verteidiger war Dick Tärnström vom unterlegenen Finalisten Schweden.

In das All-Star-Team wählten die Journalisten aus der Sieger-Mannschaft nur Heatley. Schweden stellt mit Tärnström und Torhüter Henrik Lundqvist dagegen zwei Spieler. Außerdem vertreten sind der slowakische Abwehrspieler Zdeno Chara, Tschechiens Star Jaromir Jagr und Peltonen. (APA/dpa)

Weltmeister-Team Kanadas: Luongo - Scott Niedermayer, Bouwmeester; Brewer, Staios; Morris, Schultz; Mitchell - Heatley, Briere, Morrow; Rob Niedermayer, Horcoff, Cooke; Smyth, Murray, Morrison; Bergeron, Williams, Friesen.