Das Sparpotenzial mit alternativen Reparatur ist beträchtlich, meint Griesmayr: "Nur die von den Versicherungen zu zahlenden Schäden machen pro Jahr rund eine Milliarde Euro aus. Bis zu einem Drittel kann da eingespart werden."

Foto: derStandard.at
Wien - Ein Autotransporter sammelt in Wien Unfallautos ein. Dann macht er sich auf den Weg nach Bratislava. Dort lädt er die verbeulten Fahrzeuge in einer Werkstätte ab. Innerhalb von zwei Tagen werden die Wagen im Auftrag einer österreichischen Versicherung repariert und wieder nach Wien transportiert.

So sieht der Albtraum heimischer Kfz-Werkstätten aus, und er könnte schon bald wahr werden. "Die Versicherungen zahlen, das ist erwiesen, in Österreich 25 bis 30 Prozent zu hohe Reparaturkosten", meint Generaldirektor Norbert Griesmayr von der VAV-Versicherung, einer Tochter der VHV-Versicherung aus Hannover.

Mehrere Alternativen

"Diese zu hohen Reparaturkosten müssen die Kunden über hohe Prämien bezahlen." Deswegen fasst die VAV mehrere Alternativen ins Auge: "Zum einen könnten die Kunden alternative Reparaturmethoden in Anspruch nehmen. Nicht jede Windschutzscheibe muss wegen eines Steinschlags gleich ersetzt werden. Das kostet im Schnitt 600 Euro, während eine gleichwertige Ausbesserung nur 100 Euro kostet."

Auch bei Blechschäden, die 90 Prozent aller Fälle ausmachen würden, gäbe es alternative Methoden. Eine weitere Möglichkeit wären vermehrte Direktablösen, also die Bezahlung des Schadens nicht an die Werkstatt, sondern an den Kunden, da sich dieser zumeist einen besseren Preis aushandeln könne. Und schließlich wäre auch die Reparatur bei beispielsweise slowakischen oder ungarischen Werkstätten eine Alternative.

Um 20 bis 30 Prozent niedrigere Prämien

Kunden, die sich derart flexibel zeigten, würden dafür von um 20 bis 30 Prozent niedrigeren Prämien profitieren. Bei Vertragsabschluss könnte es also eine teurere, "österreichische" Variante wie bisher geben, und eine billigere Variante mit alternativen Reparaturmethoden und der Option der Reparatur im Ausland. Auch der Verzicht auf den Selbstbehalt wäre eine Möglichkeit, die Versicherungskunden zu billigeren Werkstätten zu lotsen.

Das Sparpotenzial sei beträchtlich, meint Griesmayr: "Nur die von den Versicherungen zu zahlenden Schäden machen pro Jahr rund eine Milliarde Euro aus. Bis zu einem Drittel kann da eingespart werden."

Dass sich die Preisniveaus in Österreich und dem grenznahen Ausland schnell annähern werden, sei unwahrscheinlich: 25 bis 30 Prozent niedrigere Steuern und 50 Prozent Lohnkostenvorteile sind zäh.

Den heimischen Versicherungen bleibe überdies keine Wahl: Bereits ein Drittel des gesamten Versicherungsgeschäftes werde von unabhängigen Maklern gemacht, und diese hätten die Pflicht, den Kunden die preisgünstigsten Versicherungen anzubieten.

"Und so wie es aussieht, sind bald Versicherungen aus den neuen EU-Mitgliedsstaaten auch in Österreich vertreten, und die werden ganz sicher von den niedrigen Preisniveaus in ihren Heimatländern profitieren. Darauf müssen wir uns vorbereiten." (DER STANDARD Printausgabe, 10.05.2004, Michael Moravec)