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Die ungarische Fluglinie Malev feierte den Beitritt zur EU mit einer Flugshow über der Donau, im Zentrum von Budapest. Sonst gibt es nicht viel zu feiern: Die staatliche Airline schreibt rote Zahlen - ganz im Gegensatz zum staatlichen Flughafen Ferihegy.

Foto: EPA/Szabo

Der EU-Beitritt ist es nicht - die Nato-Mitgliedschaft macht den Verantwortlichen am Flughafen Budapest-Ferihegy mitunter zu schaffen. Rein sicherheitstechnisch. Etwa, als die USA die ungarische Regierung im Februar 2003 baten, den Budapester Flughafen für ihre Vorbereitungen auf den Irakkrieg nutzen zu dürfen. Für den Normalbetrieb auf einem Zivilflughafen wäre das, höflich formuliert, eine besondere Herausforderung gewesen. Doch das verhinderte zum Glück Verteidigungsminister Ferenc Juhász: Der sagte den neuen Verbündeten höflich, aber deutlich ab.

Stress mit Freunden

Die nächste Herausforderung für den Airport Ferihegy kam schon ein knappes Monat später, als sechs US-Hubschrauber und ein Militärflugzeug auf dem zivilen Airport landeten - mit falscher Landegenehmigung. Wiederum protestierte der Verteidigungsminister und verlangte eine Entschuldigung von Washington. Kurz darauf musste eine US-Hercules-Maschine in Ferihegy notlanden, und eine ungarische Boeing musste wegen einer Bombendrohung umkehren. Europäische Normalität ist auch, dass die Fahnder in Ferihegy immer wieder größere Suchtgiftmengen abfangen - und die hohe Aufklärungsrate spricht für den hohen Sicherheitsstandard.

"Nebenbei" gilt es auch noch, den Flughafen von Ferihegy zu einem europäischen Airport-Drehkreuz auszubauen. Zu diesem Zwecke gingen die Budapester einen Kooperationsvertrag mit dem Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport ein. Ein neues Cargo-Center soll in Ferihegy errichtet werden, um die sehr rasch steigenden Luftfracht-Geschäfte auf modernstem Niveau abwickeln zu können. Gemeinsam will man auch prüfen, ob und wie luftfracht-bezogene Unternehmen in Budapest angesiedelt werden können. Überhaupt wächst der Flughafen sehr schnell: Die Zahl der Flüge stieg im vergangenen Jahr um 22,2 Prozent, allein im Dezember 2003 wurden via Budapest 365.039 Passagiere geflogen - das ist gegenüber 2002 eine Steigerung von 23,1 Prozent.

Obwohl die meisten Flüge noch immer von der Heim-Airline Malev abgewickelt werden, ist Budapest-Ferihegy, wie alle Hauptstadt-Flughäfen in den neuen EU-Ländern, auch sehr interessant für Billigairlines. Sky Europe, die in Bratislava beheimatete Billiglinie mit starken österreichischen Wurzeln, hat Anfang Mai die Verbindung Warschau-Wien-Budapest aufgenommen. Man wolle auf einem Markt mit 75 Millionen neuen EU-Bürgern (allein 38 Millionen davon in Polen, zehn Millionen in Ungarn) von Beginn an präsent sein, sagte Sky-Europe-Geschäftsführer Christian Mandl. Eine andere Strategie verfolgt RyanAir - für sie ist das ostungarische Debrecen der wichtigste "Drehkreuz"-Stützpunkt.

Einfach ist der Ostmarkt jedoch nicht, auch nicht für Billigairlines wie Laudas neue Niki, die AirBerlin oder German Wings. Er gilt als "schwierig", da viele Ungarn, Tschechen und Polen gewohnt sind, auch lange Strecken mit dem Auto zu fahren. Wer sich einmal dennoch für das Fliegen entscheidet, gibt ohnehin nicht allzu viel Geld aus. Von Warschau bis Budapest gelten Tickets von umgerechnet 80 Euro bereits als teuer. Daher duellieren sich die Billigflieger auch in Budapest mit "Kampfpreisen" von 25 Euro je Ticket.

Staat statt privat

Dennoch weiß die Branche, dass sich Investment am Flughafen Bratislava lohnt. Das bemerkte auch - gerade noch rechtzeitig - die ungarische Regierung. Der Privatisierungsprozess wurde gestoppt, die kanadischen Mehrheitsteilhaber Airport Development Corporation wurden wieder verdrängt. Durch eine neue Regierungsverordnung wurde eine, wieder rein staatliche, Flughafenbetriebsgesellschaft gegründet. Der Kraftakt hat sich anscheinend gelohnt: Im Vorjahr verbuchte Budapest-Ferihegy einen Gewinn von 3,4 Milliarden Forint - ein kleines, wohltuendes Pflaster über das große Loch in Ungarns Staatsfinanzen. Ganz im Gegensatz zur staatlichen Fluglinie Malev, die rote Zahlen schrieb und mit der Gewerkschaft streitet: Die will eine Lohnerhöhung von 30 Prozent für das Bodenpersonal. Im April wurde einen Tag lang gestreikt. (Petra Stuiber, Der Standard, Printausgabe, 08.05.2004)