Sieben Romane schrieb der Brite. Sie erschienen zwischen 1905 und 1924, der homophil getönte Maurice erst posthum. Der zurückhaltende Romancier, der Meistererzähler wollte weder Skandale noch Aufhebens um seine Person. Doch auch für Forster selbst galt die eigene Erkenntnis: "England erwartet, dass jeder Mann einmal sein Herz ausschüttet." Der Sohn aus kultiviertem Mittelstand, der Cambridge-Student und Weltreisende offenbarte seine Seelenwelt, sein Empfindungsvermögen sicherlich am eindrucksvollsten in Wiedersehen in Howards End.
Der Landsitz Howards End, das London des späten Empire bilden den Raum für Begegnungen, Schicksalsschläge, Selbstbehauptungen, die zeitlos sind. Forster bringt das emanzipierte Schwesternpaar Helen und Margaret Schlegel in Konflikt mit der formvollendet britischen, aber erstarrten Familie Wilcox.
Was uns heute betört, ist das gewahrte Stilbewusstsein, wenn die freigeistigen Frauen und das geschäftstüchtige Establishment über Fragen der Liebe, der Kunst, der Lebensdisziplin ins Wanken geraten. Mag die Welt brennen, mögen die Herzen blutig taumeln - die Teestunde wird in alarmierter Selbstbeherrschung gemeistert. Inseln der Seligkeit und der ersehnten Gelassenheit zwischen allen Verwerfungen dieser mehrsträngigen Liebesgeschichte bleiben das Haus und der Garten von Howards End. Dieses Domizil symbolisiert ein Merry Old England, in dem Narren, Welteroberer, Snobs und Wahrheitssucher in diskussionsfreudiger Gemeinschaft ihre Roastbeefscheiben anschneiden.
Forster kritisiert eine Gesellschaft, in der Kälte, Sturheit, Geldgier und rücksichtsloser Fortschrittsglaube über die Herzen triumphieren wollen. Mit Witz, Sarkasmus, dann wieder voller Melancholie führt er seine Heldin Margaret schließlich dem möglichen Sieg der letzten bindenden Kraft zwischen den immer entwurzelteren Menschen entgegen: "Möge die Liebe der Aufgabe gewachsen sein."