Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: Archiv
Der Streit zwischen deutscher WAZ und ihrem Partner bei der Kronen Zeitung, Hans Dichand, geht munter weiter. Bei der nächsten Verhandlung des Schiedsgerichts im Juni wird die WAZ weitere Vorwürfe gegen Dichand, den Hauptgeschäftsführer, Herausgeber und Hälfteeigentümer der Zeitung, vorbringen. Diesmal dürfte es um seine Rolle als Herausgeber gehen, Anlassfall ist die Berichterstattung der Krone für den EU-Parlamentsabgeordneten Hans-Peter Martin.

Bisher haben die Deutschen in dem Schiedsverfahren den Hauptgeschäftsführer Dichand ins Visier genommen: Sie wollen ihn absetzen und nur mit zwei gleichberechtigten Geschäftsführern weiterarbeiten.

In die Zange nehmen

Jetzt planen sie, den Herausgeber Dichand in die Zange zu nehmen. Das Eintreten für Hans-Peter Martin als Retter vor den EU-Spesenrittern könnte angeblich auch der im Redakteursstatut der Zeitung fixierten Unabhängigkeit des Blattes widersprechen. Das Statut sieht vor, dass "der Herausgeber ... die grundsätzliche Haltung des Blattes bestimmt. Bei Festlegung dieser Haltung in wesentlichen Fragen unserer Zeit und unseres Landes haben Herausgeber und Chefredakteur die Argumente der Redakteure zu berücksichtigen." Ob das im Fall der Martin-Berichterstattung so gelaufen ist, ist derzeit nicht zu eruieren.

Für den Essener Medienkonzern dürfte die Causa Martin jedenfalls Kampagnenausmaße erreicht haben. Und in diesem Punkt war die WAZ immer schon sehr sensibel: Erster Auslöser des jetzigen Zwistes der Zeitungsmacher war die Berichterstattung der Kronen Zeitung zum Thema Temelín. (gra/DER STANDARD; Printausgabe, 6.5.2004