Der Plan, den Notenbankdirektor Josef Christl ausarbeiten hat lassen, macht Sinn und hat Charme. Ältere Arbeitnehmer, die gemäß Pensionsreform länger als bisher im Berufsleben stehen werden, sollen dazu beitragen, den stotternden Motor der österreichischen Volkswirtschaft wieder zum Schnurren zu bringen.

Dort, wo zur Aufrechterhaltung und Belebung des Bruttoinlandsproduktes die Jungen fehlen (Stichwort: sinkende Geburtenraten), würden halt die Alten einspringen. Die längst nicht mehr argumentierbare Mär vom alten Eisen wäre vom Tisch, die Senioren wären die Chance für morgen.

Die Sache hat allerdings ein paar Haken. Einige nicht ganz unwesentliche Vorarbeiten für diesen Turnaround am Arbeitsmarkt wird es wohl noch brauchen. Geht es nach den Ökonomen, müssen es die Senioren nämlich ein bisserl billiger geben. Verlangt wird "hohe Lohnflexibilität" - gemeint ist jene nach unten.

Das setzt allerdings ein hohes Maß an Veränderungsbereitschaft der Gewerkschaften voraus: Die anachronistischen, an Dienstjahre gekoppelten Gehaltspyramiden mit niedrigen Einstiegs- und hohen Ausstiegsgehältern müssen, wenn schon nicht auf den Kopf gestellt, so doch zumindest gekippt werden.

Wesentlich gravierender: Unternehmen, die das Modell "Senioren bleiben der Arbeitswelt erhalten" vorhüpfen, sind extrem rar. Das Unternehmen Staat hat in dieser Disziplin überhaupt völlig versagt.

So wie in den Neunzigern OMV, Voest oder P.S.K. hat die Republik Österreich bis zum Vorjahr Beamte zu Tausenden in die Frühpension geschickt. Die Lehrer, die den Lockrufen ihres Arbeitgebers mitten im Schuljahr reihenweise in Richtung "Frühpensi" gefolgt sind, waren nur das eklatanteste Beispiel für verfehlte Beschäftigungspolitik. Vertrauen in Modelle à la Notenbank fördert all das gerade nicht. (DER STANDARD Printausgabe, 04.05.2004)