Erste Frage Markus Brenners an Volker Pichler, Generaldirektor der Istrobanka, einer Tochter der Bawag: "Wie schaut es um die Karrierechancen für Österreicher in der Slowakei aus?" - Pichler, 25 Jahre lang in Wien in der Gewerkschaftsbank, hat vor zwei Jahren eine neue Herausforderung gesucht und hier gefunden.
Mit starken Worten preist er die riesigen Chancen für "Expats", Österreicher im Ausland, hält aber mit aller Klarheit fest, dass es zwei Arbeitsmärkte gibt: "Die Slowakei besteht aus zwei Ländern", dem Raum Bratislava mit Vollbeschäftigung und mehr oder minder dem Rest des Landes, vor allem dem Osten, wo teilweise Arbeitslosigkeit bis 30 Prozent besteht (Landesdurchschnitt: 17 Prozent).
Peter Kollarik, Generaldirektor von Siemens Slowakei, der lange Jahre in Wien an der tschechoslowakischen Botschaft verbracht und schließlich die slowakische aufgebaut hat, argumentiert mit den Zahlen seines Unternehmens: Man habe rund 7000 Mitarbeiter in der Slowakei, 50 bis 60 davon seien ausländische Mitarbeiter. Langsam ändere sich die Lage, man benötige nicht mehr so viele Expats, diese jedoch zur Durchsetzung von Konzernrichtlinien, was auch Pichler für seine Bank bestätigt. Aus der unmittelbaren Sicht eines Produktionsleiters, der Robert Schreiner als Geschäftsführer von Spielzeugeisenbahn-Hersteller Roco Slovakia auch ist, dann einige Feststellungen über die Ausbildung der slowakischen Arbeitskräfte: "sehr gut" für Universitätsabgänger, "mangelhaft" im Bereich von Facharbeitern. Schreiner, der vor Jahren in Salzburg nur fünf Minuten überlegte, als er gefragt wurde, ob er in die Provinzstadt Banska Bystrica übersiedeln wolle und jetzt bereits beim Häuslbauen ist, hält "Erfahrung" für das Wichtigste, was Expats in der Slowakei benötigten.
Voll des Lobs über die Motivation, Flexibilität und Mobilität der jungen Slowaken ist Martin Hornig, Vorstandsdirektor der Poistovna Slovenskej sporitelne, im Besitz der S-Versicherung der Sparkassen, seit zwei Jahren in Bratislava ansässig. Er relativiert die These von Bank-General Pichler über den gespaltenen Arbeitsmarkt. Gerade die Mobilität führe zu einem starken Wettbewerb untereinander, treibe die Löhne in die Höhe und führe auch vermehrt zum Auspendeln junger Slowaken etwa nach Österreich.
Selbstkritisches merkt Viera Masarykova, Prokuristin bei der internationalen Steuerberatungsfirma IB Grant Thornton, zu den Sprachkenntnissen ihrer Landsleute an: Wenn eine amerikanische Firma eine Buchhalterin mit Englischkenntnissen suche, bekäme sie entweder eine perfekte Buchhalterin oder eine perfekte Englischdolmetscherin, jedoch kaum in Kombination.