Blairs angebliche Pläne wurden von Beobachtern vor allem als schlechte Nachrichten für Schatzkanzler Gordon Brown interpretiert. Gerüchten zufolge einigten sich Blair und der damals in der Partei wesentlich chancenreichere Brown vor zehn Jahren auf einen Pakt, wonach Blair eines Tages die am 1. Mai 1997 gewonnene Macht an Brown übergeben werde. Die nie bestätigte und nie wirklich dementierte Vereinbarung zwischen den beiden mächtigsten Männern Großbritanniens geistert bis heute durch die Medien. Brown wird seither oft als "Premierminister im Wartestand" dargestellt.
Angeheizt werden die jüngsten Spekulationen von den aktuellen Schwierigkeiten Blairs. Die kritische Situation im Irak, seine 180-Grad-Wende in der Frage eines EU-Referendums und der ständige Druck der oppositionellen Konservativen und Teilen der Medien in Fragen der Einwanderungspolitik setzen den Regierungschef derzeit schwer unter Druck. Als Reaktion kündigte er am Mittwoch ein verschärftes Vorgehen gegen illegale Einwanderer an.
Zugleich musste er an diesem Tag einen weiteren Rückschlag verzeichnen. Die Mehrheit der britischen Wirtschaft spricht sich nach einer aktuellen Umfrage mit 59 Prozent gegen die EU-Verfassung aus. Acht von zehn britischen Unternehmen meinen, die Regierung in London und nicht Brüssel solle Handelsvereinbarungen für sie treffen. Und satte 73 Prozent der Befragten sprachen sich gegen den Beitritt zum Euro aus.