Jenseits der Grenze ist vieles noch anders. Und das, meint Hannes Bauer, läge "nicht zuletzt an der unterschiedlichen Sozialisation. Das macht es spannend, in zwei Jahren dieselben Fragen zu stellen - und zu schauen, was sich verändert hat."

Der SP-Abgeordnete stellte am Mittwoch als Vorsitzender des "Zukunftsforum Österreich" die Ergebnisse einer Studie vor, bei der jeweils 400 Jugendliche (15 bis 25 Jahre) aus Südmähren, der Westslowakei und dem Weinviertel über Lebensglück und Lebensträume Auskunft gaben.

Immerhin: Als "glücklich" oder "sehr glücklich" bezeichneten sich überall um die 90 Prozent - bei dem, was wichtig ist, gehen die Angaben aber schon auseinander: Im Weinviertel und in der Westslowakei dominieren sichere Arbeitsplätze, in Südmähren reiht man Partnerschaft und Familie vor. Politik und Religion laufen - grenzüberschreitend - unter "ferner liefen".

Leistungsglauben

Wirklich große Unterschiede zeigen sich aber dort, wo es - so Bauer - um den Glauben an "Autorität und Leistungsgesellschaft" geht: Nennen die Weinviertler "Ehrlichkeit" als höchstes Erziehungsziel, obsiegen jenseits der Grenze "gute Manieren".

Kombiniert mit der deutlich höheren Zustimmung in Südmähren und der Westslowakei zu Sätzen wie "Wo strenge Autorität ist, ist auch Gerechtigkeit", "Was Kinder lernen müssen, ist Gehorsam" oder "Mitreden soll man erst, wenn man durch harte Arbeit eine Position erreicht hat", ergibt das für Bauer ein "deutlich autoritätsgläubigeres, leistungsorientierteres Weltbild."

Toleranz In dieses Bild passt, dass südmährische und westslowakische Jugendliche in konjunkturschwachen Zeiten signifikant öfter als die Weinviertler (31 und 49 Prozent gegenüber acht Prozent) ältere Arbeitnehmer in Frühpension oder Behinderte (19 und 28 Prozent zu sieben Prozent) in die Wüste schicken würden. Dass vier von fünf Nichtösterreichern (und vier von zehn Österreichern) "Im Umgang mit Menschen kann man nicht vorsichtig genug sein" unterschreiben, sei - so Bauer - eine "Handlungsaufforderung an die europäische Politik: Das Vertrauen zum Mitmenschen ist ein guter Indikator für das Vertrauen in die Demokratie". (Thomas Rottenberg, DER STANDARD Printausgabe 29.4.2004)