Nach der hellen Aufregung der Kabelbetreiber über digitales terrestrisches Fernsehen überrascht der Titel eines Symposiums in Knittelfeld. Um die Chancen dieses digitalen Fernsehens geht es, das über simple Antenne ins Haus kommt. Und zwar die Chancen für Kabelbetreiber.

Alfreda Bergmann-Fiala moderiert dort am Donnerstag. Wo die Chancen gerade für Kabelnetze liegen, rätselt die Geschäftsführerin der Telekabel Wien. Dazu fällt ihr im STANDARD-Gespräch nur wenig Freundliches ein.

Am Wochenende, gleich nach Knittelfeld beginnt jener Pilotversuch in Graz, der als Auftakt gedacht ist für die Einführung dieser Übertragungstechnik in ganz Österreich. Digitalfernsehen bedeutet mehr Platz für Fernsehprogramme - ob über Kabel, Satellit oder Hausantenne.

"Wer daran verdient, ist die Geräteindustrie"

"Man kann neue Technologien nicht aufhalten. Darum geht es auch nicht. So viel digitale Terrestrik wie möglich", sagt Bergmann-Fiala. Aber: "Wer daran verdient, ist die Geräteindustrie. Dann soll sie es auch zahlen." Bergmann protestiert gegen die staatliche Förderung terrestrischen Digitalfernsehens.

Ein eigener Fonds fördert insbesondere jenes über Hausantenne. Die 7,5 Millionen Euro pro Jahr bedeuten für Bergmann-Fiala "absolute Marktverzerrung". Mit der sich die Kabler "noch lange nicht abfinden". Was tun? Die Förderung muss noch von der EU anerkannt, im Fachjargon: notifiziert werden. Vom Verband der Kabelbetreiber bekommt die zuständige EU-Behörde deshalb demnächst Post mit deren Bedenken.

Breitbandinitiativen

"Wir zahlen um Steuergeld unsere eigene Konkurrenz. Entweder der Konsument zahlt für digitales terrestrisches Fernsehen eine Gebühr oder der Regulator zahlt unseren Kabelkunden die Monatsgebühr", sagt Bergmann-Fiala. Alleine die Telekabel habe mehr als 600 Millionen Euro in ihr Netz investiert.

Der Gesetzestext schließt Subventionen für digitales Kabelfernsehen nicht aus. Einen Antrag auf Förderung hat ihre Branche jedoch rasch wieder zurückgezogen. Er hätte höchstens als Feigenblatt gedient, meint sie.

Überraschend Konkurrenz machen den Kablern freilich auch andere öffentliche Stellen: Breitbandinitiativen allerorten lassen die Telekabel-Chefin ähnlich rätseln wie die Chancen der Terrestrik für die Kabelbetreiber.

Breitband aufs Land

Breitbandinitiativen ergeben für Bergmann-Fiala dort Sinn, wo das nächste Wählamt für ADSL der Telekom zu weit entfernt ist und zu wenig dicht verbaut, um Kabelanschluss zu rechtfertigen.

In größeren Städten sucht sie den Sinn solcher Initiativen noch. Könnten doch beinahe alle ihrer Bewohner auf schnelles Internet der Post zugreifen und gut 80 Prozent etwa in Wien oder Linz zudem auf Breitband über TV-Kabel.

Manches Breitbandprojekt verspricht freilich ein Vielfaches der Bandbreite von Chello, ADSL & Co. Keine Frage, dass auch jene ihres Netzes stetig ausgebaut wird, hält die Telekabel-Chefin entgegen: ab Herbst auf zwei Megabit pro Sekunde, kündigt Bergmann-Fiala an.

"Taubengrill"

Donnerstag aber geht es zunächst um digitales terrestrisches Fernsehen. Um jeden Handysendemast streite man in Österreich, sagt Bergmann. Digital-TV gelte in Berlin wegen hoher Sendeleistungen schon als "Taubengrill". Vielleicht liegt darin ja die Chance dieser Technologie.

Die Konkurrenz von Digitalfernsehen via Hausantenne ist für sie eine "völlig neue Dimension. Ich beneide keinen meiner Nachfolger um die Auseinandersetzung damit."

Nachfolger? Bergmann-Fiala geht mit 1. Mai in Pension nach 20 Jahren als Geschäftsführerin der gemeindeeigenen Kabel-TV Wien. Der gehören fünf Prozent an der Telekabel, die Bergmann die seit zehn Jahren ebenfalls führt. ARD, ZDF, Bayern 3, SRG und Sky gab es bei ihrem Dienstantritt für 80.000 Kunden. Heute sind es in Wien bis zu hundert Programme, Internet, Telefonie für 430.000 Haushalte.

Als Geschäftsführer der Telekabel folgt ihr Christian Cap, seit 1995 neben Bergmann-Fiala Manager der Kabel-TV. (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 29.4.2004)