Wien - Martin Gleitsmann wurde in den letzten Wochen quasi zum Buhmann der Gesundheitspolitik. Am Freitag könnte der Wirtschaftskammerfunktionär seinen etwas ramponierten Ruf aufpolieren - wenn er den Wiener Kassenvertrag nicht wieder durch ein Nein der schwarzen Vertreter blockiert. Und alle Zeichen deuten auf ein Ende des Kassenstreits hin.

"Die Chancen für ein Ja zum Vertrag stehen sehr gut", sagt Gleitsmann im STANDARD-Gespräch. In den letzten Wochen hat er als Vizepräsident im Verwaltungsrat zwei Mal gegen den von Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) und Wiener Ärztekammer verhandelten und von der Hauptverbandsgeschäftsführung abgesegneten Vertrag gestimmt - aus Finanzgründen.

Nach einem vierstündigen Informationsgespräch letzten Freitag in der Wiener Kasse seien aber "die Unterlagen auf den Tisch gelegt und weitgehend Klärungen gefunden worden, die wir brauchen. Es gibt jetzt eigentlich keinen Grund mehr, länger zuzuwarten." Es ist also anzunehmen, dass der Vertrag diesen Freitag bei einer Sondersitzung im Verwaltungsrat angenommen wird - ohne irgendeine Änderung im Vertragstext, wie es aus der WGKK heißt.

Dass Kasse und Ärzte auf dem ursprünglichen Plan beharren, erwartet auch Gleitsmann, meint aber: "Sie bewegen sich da in keiner Weise und das müssen wir akzeptieren. Wir wollen auf dieser Grundlage dann eine Lösung finden." Die könnte in Ergänzungsauflagen bestehen, etwa bestimmte Berichtspflichten.

Gleitsmann-Kritikerin und FP-Geschäftsführerin im Hauptverband, Beate Hartinger, hofft auf ein Einlenken der VP-Riege. Diese habe mutwillig "Verunsicherung der Patienten" betrieben. Für Gleitsmanns Nein sei wohl auch "ein gewisses Lobbying für die Pharmaindustrie" verantwortlich gewesen. (nim/DER STANDARD, Printausgabe, 28.4.2004)