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Der Stoff, aus dem die Träume sind: hautnah am Geschehen zu sein und womöglich Formel-1- Weltmeister Michael Schumacher direkt neben der Rennstrecke zu interviewen - Der Job eines Journalisten ist reizvoll, aber rar - zu den Gutverdienern zählen nur gefragte Kommentatoren und Kolumnisten

Foto: APA/EPA/Kazuhiro Nogi
"In Österreich haben wir, gemessen an der Anzahl der Presseausweise, etwa 4000 Journalisten. Falls die Konjunktur bis Ende des Jahres anspringt, werden nächstes Jahr etwa 30 bis 50 Positionen für Printjournalisten neu zu besetzen sein", erklärt Meinrad Rahofer, Geschäftsführer des Kuratoriums für Journalistenausbildung (KFJ) in Salzburg. Diesem Bedarf stehen rund 200 Absolventen von Journalistenausbildungsstätten wie z. B. dem Internationalen Journalismus Zentrum der Donau-Uni Krems, der Europäischen Journalismus Akademie Wien und dem FH-Joanneum-Studiengang "Journalismus und Unternehmenskommunikation" gegenüber. Hinzu kommen noch zahlreiche freie Mitarbeiter mit Praxiserfahrung.

Viele Bewerber - wenige Jobs

Viele Bewerber und wenige Jobs habe es im Medienbereich schon immer gegeben, so Rahofer, diese professionelle Hürde gelte es zu nehmen. "Chancen haben jene, die sich durch Tatendrang auszeichnen", so Rahofer. Unterstützung bietet jedenfalls das KFJ mittels Stipendien für Ferialpraktika.

Reinhard Christl, Studiengangsleiter der Journalismusausbildung an der FH der Wiener Wirtschaft, sieht die Situation gelassen: "In der Branche wird immer sehr viel gejammert. Eine Bedarfsanalyse des Österreichischen Gallup-Institutes kommt zum Schluss, dass mit jährlich mindestens 200 Arbeitsplätzen in den Kernbereichen Print, TV, Radio und Online zu rechnen ist." Zudem sei eine Vielzahl von weiteren Angeboten von Unternehmen aus den Sekundärbereichen wie Public Relation zu erwarten.

Fuß in die Tür setzen

Seinen 55 Studenten rate er jedenfalls, Ferien zu nützen und möglichst viel Praxiserfahrung zu sammeln. Darüber hinaus stehe ihnen auch ein verpflichtendes 15-wöchiges Berufspraktikum im siebenten Semester bevor. "Bisher konnten wir unter anderem mit Medien wie dem STANDARD, ORF, Profil, Kurier und der Austria Presse Agentur Praktikaplätze ausverhandeln, die mit mindestens 400 Euro monatlich abgegolten werden", so Christl. Auch der Bereich Medienmanagement, die zweite Spezialisierungsrichtung des Lehrganges, sei in den nächsten Jahren ein Wachstumsmarkt. Der Ausbildungszweig bereitet auf die Tätigkeit im Management vor und bringt beispielsweise Anzeigen- oder Marketingleiter hervor.

Sofern man nun einen Job ergattert - wie sieht es hinter den Kulissen aus? Angestellte Journalisten sind heutzutage in der Minderheit. "War der Anteil der freien Mitarbeiter vor etwa zehn Jahren noch 20 bis 30 Prozent, so ist er heute auf 50 Prozent angestiegen", weiß Rahofer. Für Jobsuchende, die kein ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis haben, ist die Tätigkeit also zu empfehlen. "Guter Journalismus ist mehr als bloß ,Handwerk' - er ist vor allem geistige und kulturelle Leistung", resümiert Maximilian Gottschlich, Gründer und Leiter der Europäische Journalismus Akademie (EJA). (Silvia Stefan, DER STANDARD Printausgabe, 24./25.4.2004)