Bagdad - Der derzeitige irakische Ratspräsident Massud Barzani hat den USA eine Reihe von Fehlern und Versäumnisse vorgehalten. Die militärische Konfrontationen in Najaf und Falluja seien Ergebnis eines Prozesses, in dem aus Befreiern Besatzer geworden seien, sagte der kurdische Politiker in einem Interview der Nachrichtenagentur Associated Press in Bagdad.

Die US-Streitkräfte seien nun aber in einem Dilemma: Sie dürften den Aufständischen in den belagerten Städten nicht den Eindruck erlauben, die Oberhand zu gewinnen. Andererseits müssten sie bei der Anwendung militärischer Gewalt zivile Verluste vermeiden.

Barzani, der die rotierende Präsidentschaft in dem von den USA eingesetzten Regierungsrat in diesem Monat innehat, sagte, er treffe sich mehrmals die Woche zum Meinungsaustausch mit US-Zivilverwalter Paul Bremer. Auf die Frage, ob ihm Bremer nur die US-Entscheidungen mitteile, sagte er: "Das hängt vom Thema ab." Man dürfe nicht vergessen, dass der Irak ein besetztes Land sei: "Der Irak hat heute weder Souveränität noch Unabhängigkeit."

Zu den Versäumnissen der Amerikaner sagte er, nach dem Sturz des Diktators Saddam Hussein hätte sofort eine Übergangsregierung eingesetzt werden können. "Die Souveränität wäre in den Händen von Irakern gewesen." Die irakischen Streitkräfte hätten nicht sofort aufgelöst werden sollen, sondern reformiert und umgebaut werden. Diese hätten die Städte zusammen mit amerikanischen Soldaten kontrollieren können. "Gewisse Probleme hätten vermieden werden können, wenn es besser gemacht worden wäre."

Er sei aber insgesamt nicht pessimistisch. Insbesondere mit der Lage seiner Volksgruppe sei er zufrieden: "Ein großer Teil der Rechte der Kurden wurde erreicht", sagte er. (APA/AP)