Der GAK lässt sich im Horr feiern.

Wien - Was die Interpretation des Geschehenen anging, gaben sich nach Abpfiff Gast wie Gastgeber einmütig. "In der Meisterschaft ist noch keine Entscheidung gefallen", sagte Walter Schachner, der Trainer des GAK. "Entscheidung war es noch keine, aber die Grazer sind nun zu favorisieren", sagte Günter Kronsteiner, der sportliche Leiter des Titelverteidigers, und erläuterte nüchtern die Gründe der Niederlage seiner Mannschaft: "Der GAK war unwahrscheinlich organisiert. Er war die reifere und bessere Mannschaft."

Dieses reifere und bessere Team hatte die Austria im eigenen Stadion vor 11.800 Zuschauern durch Treffer von Bazina (32.), Kollmann (57.) und Amerhauser (80.) locker besiegt. Rushfeldts Tor in der 89. Minute änderte nichts mehr an den drei Punkten für die Grazer, die jetzt vier Runden vor Schluss die Tabelle anführen. Es half nichts, dass Schiedsrichter Urs Meier nachher zugab, dass der wegen Abseits aberkannte Ausgleich durch Gilewicz (34.) durchaus regelkonform erzielt wurde ("Es war ein Fehler, der mich die nächsten Nächte nicht schlafen lassen wird"). Am Ende hatte die eine Philosophie die andere besiegt, das Kollektiv aus Graz die Individualisten aus Wien niedergerungen.

Keine Entfaltung

Sollte es der GAK verstehen, die dargebotene Leistung auch in den letzten vier Spielendurchzuhalten, steht dem ersten Meistertitel der Klubgeschichte nichts mehr im Weg. Sobald die violette Kreativabteilung den Ball hatte, standen mindestens zwei Grazer bereit, die Künstler an der Entfaltung zu hindern. Die Austrianer rieben sich auf, bis sie so frustriert waren, dass sie ausgewechselt werden mussten (Vastic, Janocko). Der rote Rest sorgte für die Deckung potenzieller Anspielstationen - was die Austria ihr Heil in hohen Bällen suchen, aber nicht finden ließ. Ganz anders die Mannen aus Graz.

So in Ballbesitz, erhöhten sie sofort das Tempo, spielten schnelle Kombinationen - immer nach vorn, nie zurück. Blitzschnell ausgeführte Einwürfe brachten die Austrianer regelmäßig aus dem Konzept; diese agierten schwerfällig, vermochten dem Wirbel des Grazer Kombinationsspiels nur Kampf entgegenzuhalten. Die rote Karte für Dhedeene (47., Kronsteiner: "Didi hat uns mehr geschadet als das Gilewicz-Tor") geriet so zum Paradigma für die Unfähigkeit der Violetten, dem Kombinationswirbel Herr zu werden.

Ob er es zugeben mag oder nicht - für Schachner ("Für mich war das keine spezielle, persönliche Genugtuung"), den einst von der Austria für den "großen Namen" Christoph Daum (so Exsportdirektor Peter Svetits) geschassten Trainer, stellt dieser Sieg eine Genugtuung dar, die nur mehr mit dem Titelgewinn zu toppen ist. Dafür spricht jetzt alles - in der Bundesliga ist der GAK seit 30. November 2003 ungeschlagen.

Der GAK muss in den vier ausstehenden Runden gegen Salzburg (Heim-), Sturm (Auswärtsspiel), Pasching (H) und die Admira (A) antreten. Der Austria steht eine vermeintlich leichtere Serie bevor; zuerst geht es gegen eine (ersatzgeschwächte) Rapid (A), dann gegen Bregenz (H), Mattersburg (A) und Kärnten (H). (Klaus Stimeder, DER STANDARD Printausgabe, 27. April 2004)

Restprogramm:

GAK:
1. Mai: SV Salzburg (heim)
9. Mai: Sturm Graz (a)
15. Mai: FC Pasching (h)
20. Mai: Admira (a)

AUSTRIA: 2. Mai: Rapid (auswärts) 8. Mai: SW Bregenz (h) 15. Mai: SV Mattersburg (a) 20. Mai: FC Kärnten (h)