Wien - Der Grüne Bundessprecher Alexander Van der Bellen hat Heinz Fischer zum Wahlsieg gratuliert und sich zuversichtlich gezeigt, dass der SPÖ-Kandidat das Amt "gut ausfüllen" werde. Die unterlegene ÖVP-Kandidatin Benita Ferrero-Waldner habe einen "sehr engagierten Wahlkampf" geführt, er gehe davon aus, dass sie nicht unzufrieden sein könne mit dem Ergebnis, sagte Van der Bellen.

Der Fehler im Wahlkampf aus der Sicht der ÖVP sei in der letzten Woche passiert, meinte der Grüne Bundessprecher. Man habe den Eindruck entstehen lassen, Ferrero-Waldner sei die Kandidatin von Jörg Haider. Das habe die Wähler aus dem Grünen Potenzial mobilisiert, Heinz Fischer zu wählen. Durch die Deklarierung führender FPÖ-Politiker für die ÖVP-Kandidatin sei die Mobilisierung der Grünen für Fischer vermutlich größer gewesen als der FPÖ-Sympathisanten für Ferrero-Waldner.

"Wermutstropfen"

Ein "Wermutstropfen" ist für Van der Bellen, dass damit keine Frau zum Bundespräsidenten gewählt wurde. Eine Frau im höchsten Amt wäre schön gewesen. Die Frage des Geschlechts sei aber offenbar nicht Ausschlag gebend gewesen, wenn man bedenke, dass es um einige hunderttausend Wählerinnen mehr gebe als Wähler. Ferrero-Waldner habe aber "ein respektables Ergebnis" erzielt.

Die Erwartungen der Grünen an den künftigen Bundespräsidenten seien "realistisch, nicht überzogen", sagte Van der Bellen. Der Bundespräsident könne eher im Atmosphärischen wirken und "den Finger auf offene Punkte legen". Er sei aber nicht eine Art Überregierung, wie beide Kandidaten im Wahlkampf den Eindruck erweckt hätten.

Glawischnigs Respekt

Die stellvertretende Bundessprecherin der Grünen Eva Glawischnig hat am Sonntag dem SPÖ-Kandidaten Heinz Fischer zum Sieg bei der Bundespräsidenten-Wahl gratuliert. Gleichzeitig zollte sie der unterlegenen ÖVP-Kandidatin Benita Ferrero-Waldner "Respekt" für deren Ergebnis. Ferrero-Waldner habe sich "wacker geschlagen". Die Grünen Wähler seien "das Zünglein an der Waage" gewesen. Sie seien vermutlich erst durch die Deklarierung zahlreicher FPÖ-Spitzenpolitiker für Ferrero-Waldner mobilisiert worden, vermutete Glawischnig.

Geringe Wahlbeteiligung "bedenklich"

"Bedenklich" ist für Glawischnig die geringe Wahlbeteiligung und die relativ hohe Zahl an ungültigen Stimmen. Darauf sollten die Parteien im bevorstehenden Wahlkampf für die Europa-Wahlen Bedacht nehmen.

Keinen Grund sieht Glawischnig, warum Ferrero-Waldner nun nicht weiter Außenministerin bleiben sollte. Dass mit Ferrero-Waldner eine Frau für das höchste Amt im Staat kandidiert hat, bewertete Glawischnig grundsätzlich als positives Signal, das Geschlecht allein sei aber kein Kriterium. (APA)