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Die SPÖ habe sich durch die Untergriffe der ÖVP nicht aus der Ruhe bringen lassen und damit Erfolg im Wahlkampf gehabt, meint SP-Geschäftsführer Norbert Darabos im Gespräch mit Samo Kobenter.

foto: apa/techt
Standard: Wie sieht Ihre Wahlkampfbilanz aus?

Darabos: In jeder Hinsicht positiv: Heinz Fischer hat stark gekämpft, hatte viele Bürgerkontakte, ist über 40.000 Kilometer durch Österreich gefahren und hatte irrsinnig positive Rückmeldungen. Es war auch richtig, die Wahlkampflinie zu halten, dass er der bessere Kandidat ist, dass er den Menschen Sicherheit gibt und ein Amtsverständnis hat, das die Mehrzahl der Wähler und Wählerinnen von einem Bundespräsidenten erwarten.

Standard: Was waren die härtesten Untergriffe der ÖVP?

Darabos: Persönlich getroffen hat mich, dass Leute wie Wilhelm Molterer wider besseres Wissen Geschichtsklitterung betrieben haben und Fischer ins kryptokommunistische Eck stellen wollten - was völlig absurd ist und zum Bumerang für die ÖVP geworden ist.

Standard: Was beurteilen Sie Vorwürfe von Lotte Ingrisch, die Fischer diktatorische Züge nachgesagt hat?

Darabos: Ich glaube, dass sich Lotte Ingrisch im Jenseits besser auskennt als im Diesseits. Es gibt starke Indizien, dass ihr das von der ÖVP oktroyiert wurde. Das ist auch so ein Teil ihrer Wahlkampfstrategie, der nicht aufgehen wird - die Leute sagen uns deutlich, dass sie ziemlich sauer auf solche Aktionen reagieren.

Standard: Was fällt Ihnen zum Ausdruck "Lopatkismus" ein, den Armin Thurnher im Falter geprägt hat?

Darabos: Na ja, mein Kollege beruft sich zwar immer auf christlich-soziale Wurzeln, aber es ist ihm kein Mittel zu tief, wenn er glaubt, damit punkten zu können. Das wird wohl damit gemeint sein.

Standard: Was ist falsch, was richtig gelaufen in Ihrem Wahlkampf?

Darabos: Richtig war, dass wir die Nerven bewahrt haben und auf die ethisch-moralische Schiene gesetzt haben, dass wir Begriffe wie "Politik braucht ein Gewissen" bis zum Ende der Kampagne durchgezogen haben. Ebenso richtig war es, in der Endphase Themen wie Neutralität, Friedens- und Sozialpolitik in den Mittelpunkt zu stellen. Nicht gelungen ist uns in der Mittelphase, Themen zu setzen, weil die ÖVP versucht hat, das mit Geschichten wie der Manner- Schnitten-Debatte wegzuspielen und politischen Themen auszuweichen.

Standard: Ihre Wahlprognose?

Darabos: 51,7 Prozent für Heinz Fischer. Das wird reichen, dass er innerhalb eines Jahres auf eine Zustimmung auf 70 bis 80 Prozent kommen wird, weil dann alle sehen, dass er ein hervorragender Präsident ist. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24./25.4.2004)