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London - Bei der Verleihung des angesehenen Ludwig-Börne-Preises in Frankfurt im Mai 2003 ehrte Außenminister Joschka Fischer den Literaturkritiker und Essayist George Steiner als "einen der wenigen Universalgelehrten unserer Zeit". Bekannt ist der amerikanische Literaturwissenschaftler vor allem wegen seiner analytischen Brillanz und intellektuellen Sprachgewalt. Am 23. April wird Steiner 75 Jahre alt - und erfreut sich bester Gesundheit.

Seit neun Jahren arbeitet er zwar nicht mehr als Universitätsdozent, doch so ganz hat Steiner dem Wissenschaftsbetrieb trotz seines fortgeschrittenen Alters noch nicht den Rücken gekehrt: Erst im Februar nahm er in der britischen Universitätsstadt Cambridge an einem Seminar über europäische Politik teil. In Cambridge lebt Steiner mit seiner Frau, der Historikerin Zara Schakow.

Der Mensch und die Sprache

"Ich habe keinen Lehrauftrag mehr, aber ich gebe noch in der ganzen Welt Gastvorlesungen", sagte Steiner in London. Seine letzte Dozentur als Professor für Komparative Literatur an der Universität Oxford endete 1995. Dort hatte er ein Jahr lang gelehrt.

Das Werk des 1929 in Paris geborenen Steiner - sein Vater war jüdischer Bankier in Wien - kreist um die menschliche Fähigkeit zu sprechen und zu schreiben. So steht in dem 1967 erschienenen Band "Sprache und Schweigen" die Frage der "Entmenschlichung des Menschen durch den Menschen" im Vordergrund. Zu den Themen Steiners zählen neben Sprache und Literatur auch Religion, Musik, Malerei und Geschichte. Zuletzt erschien sein Buch "Grammatik der Schöpfung" (2001).

Werdegang

1940, im Alter von elf Jahren, war Steiner mit seinen Eltern nach New York emigriert. Er studierte später in Paris und Chicago, war dann an der Harvard Universität und promovierte in Oxford zum Dr. phil.. Seine eigene Lehrtätigkeit führte ihn außer an amerikanische Elite-Universitäten auch zurück nach Europa: So lehrte er unter anderem an den Universitäten Princeton, Yale, New York und Genf, ehe er 1994 an seine frühere Wirkungsstätte Oxford zurückkehrte.

George Steiner ist Träger zahlreicher internationaler Auszeichnungen. Vor Beginn seiner akademischen Laufbahn arbeitete Steiner als Literaturkritiker und Essayist für den in London erscheinenden "Economist" und das Magazin "The New Yorker." (APA/dpa)