Bei älteren Menschen wird eine depressive Erkrankung oft übersehen, so das Kompetenznetz Depression.

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München - Depressionen sind neben Demenzen die häufigsten psychiatrischen Erkrankungen im Alter. Rund fünf Prozent aller Menschen über 65 Jahre leiden daran, wie das Kompetenznetz Depression und Suizidalität in München berichtete. Nach wie vor werde diese Erkrankung aber oft schlicht übersehen. Allzu häufig würden mangelnde Energie und Hoffnungslosigkeit bei betagten Menschen mit dem natürlichen Alterungsprozess erklärt. Zu selten werde hinter körperlichen und psychischen Beschwerden eine depressive Erkrankung erkannt.

"Dabei sind Depressionen auch bei älteren Menschen gut behandelbar", erklärte der Sprecher des Kompetenznetzes, Ulrich Hegerl. Medikamente und psychotherapeutische Verfahren seien auch bei Patienten jenseits der 65 Jahre noch ausgesprochen wirksam. Der Psychiater von der Universität München wies darauf hin, dass Menschen in diesem Alter häufig noch ein ganzes Drittel ihres Lebens vor sich haben. Für viele sei es aber nicht einfach, alt zu werden: Die Leistungsfähigkeit nehme ab, körperliche Beschwerden häuften sich, und es werde zunehmend schwieriger, im gewohnten Tempo des Alltags mitzuhalten.

Erhöhtes Suizidrisiko

Werde die Depression nicht erkannt und behandelt, könne dies neben dem persönlichen Leid und zunehmender sozialer Isolierung zu weiteren körperlichen Krankheiten und auch einer erhöhten Mortalität führen. Das Suizidrisiko sei bei älteren Menschen und ganz besonders bei alten Männern deutlich erhöht, betonte Hegerl. Um künftig Depressionen besser und früher entdecken zu können, werden nach Angaben des Experten derzeit in Bayern Altenpflegekräfte besonders geschult.

In Deutschland leiden momentan rund vier Millionen Menschen aller Altersstufen an einer behandlungsbedürftigen Depression. Nur ein Drittel der Betroffenen sucht aber nach Angaben des Kompetenznetzes medizinische Hilfe, und nur zehn Prozent von ihnen erhält eine ausreichende Therapie. 15 Prozent der Betroffenen nehmen sich das Leben. (APA/AP)