London/Brüssel/München/Berlin - Zur bevorstehenden Abstimmung der griechischen und türkischen Zyprioten über den UNO-Wiedervereinigungsplan schreiben am Freitag:

a href="http://news.ft.com/home/europe" target=_blank>"The Financial Times" (London):

"Es sieht ganz so aus, als ob das Referendum über eine Beilegung des dreißig Jahre alten Zypern-Konflikts zum Scheitern verurteilt ist. Diesmal sind es überraschenderweise die Griechen auf der Insel, die eine Einigung voraussichtlich verhindern werden. Aber trotz ihrer erwarteten Ablehnung wird der griechische Teil der Insel am 1. Mai der EU beitreten können. Was sollte die EU tun, wenn die Griechen mit Nein stimmen und die Türken mit Ja? Die Türken dafür mit einer Zwei-Staaten-Lösung zu belohnen, wäre kurzsichtig und falsch. Aber dennoch muss seitens der EU alles getan werden, um die Wirtschaftsentwicklung und die Verkehrsstrukturen im türkischen Norden der Insel zu fördern und den Landesteil damit auf eine künftige EU-Mitgliedschaft vorzubereiten."

"De Standaard" (Brüssel):

"Das Veto Russlands gegen die UN-Resolution für Zypern verkleinert die Chance, dass die Griechen Ja zum Plan des UN-Generalsekretärs sagen werden. (...) Die Regierung des Präsidenten (Wladimir) Putin war deutlich nicht bereit, Washington und London, das zwei Militärbasen auf Zypern hat, etwas zu schenken. Die Zypern-Frage ist ein Stachel in den türkisch-griechischen Beziehungen und eine Lösung würde zu einer Stabilisierung der südöstlichen Flanke der NATO führen. Das russische Veto kommt nicht ungelegen für die zypriotische Regierung, die fast einstimmig eine Kampagne gegen den Plan von Kofi Annan geführt hat - sehr zur Unzufriedenheit der Europäischen Kommission."

"Süddeutsche Zeitung":

"(UNO-Generalsekretär Kofi) Annans Worte waren kaum verhallt, da hatte die Front der Verweigerer aber schon wieder nach Punkten gesiegt. Es war der letzte Trumpf der Republik Zypern, und er wurde von einem alten Verbündeten an höchster Stelle ausgespielt, im Weltsicherheitsrat. Russland tat Zypern den Freundschaftsdienst und nutzte sein Veto (...) Der griechische Teil hat sich in den vergangenen Jahren zu einem goldenen Boden für die russische Finanzaristokratie entwickelt. Etwa 20.000 russische Off-Shore-Firmen nutzen die günstigen Steuersätze auf der Sonneninsel. Auch die Anwaltskanzlei des seit einem Jahr amtierenden Präsidenten Tassos Papadopoulos hat mit der lukrativen Registrierung von Off-Shore-Unternehmen gut verdient. Zudem wird mit teuren Immobilien auf der Insel russisches Schwarzgeld gewaschen. Zyperns Finanzwesen war das am härtesten umkämpfte Kapitel bei den EU-Verhandlungen, wobei Nikosia darauf beharrte, dass die Finanzoase auch in Zukunft nicht ganz trockengelegt wird. Ein vereinigtes Zypern aber würde einen neuen Staat schaffen, in dem alte Verbindungen womöglich ihren Wert verlören. "

"Der Tagesspiegel":

"Christus kam nur bis Eboli - und Europa schafft es nur bis Süd-Nikosia. Für die türkischen Zyprioten im Norden bleibt der Traum vom raschen Sprung in die Zukunft, vom Sieg über die alten Feindschaften, ebenso unerfüllt wie für die Bergdorfbewohner des Mezzogiorno in Carlo Levis hinreißendem Roman über den kargen Süden Italiens, den Francesco Rosi 1978 kongenial verfilmte. Die Hoffnung, die Spaltung der Insel durch Integration in die EU zu überwinden - zum 1. Mai, dem Symboldatum der Rekonstruktion Europas durch Erweiterung - wird wohl an den Volksabstimmungen an diesem Wochenende scheitern. Nicht im türkischen Teil, aber im griechischen, der auch ohne Einheit in die EU kommt. Die alten Ressentiments sind stärker als die Freude, eine Sternstunde der Menschheit herbeiwählen zu dürfen. Aber das ist so - und das ist der Skandal -, weil die Politdinosaurier der Teilungszeit alles tun, um die Verbitterung wach zu halten und Versöhnung zu verhindern. Sie erhalten dabei Unterstützung von den alten Alliierten: hier die Griechen von Russland." (APA/dpa)