Die Wiener Schauspielerin und Regisseurin Michaela Scheday.

Wien - Als die Stadt Wien sie vor zwei Jahren ehrte, hieß es, Theater sei für sie ein Ort des Widerständigen und Aufmüpfigen; die Bühne sei ihr eine Arena, das Drama ein Kampfplatz großer geistiger Entwürfe und die Rolle eine Form von Stellungnahme. Michaela Scheday setzte diese ihre Theatersicht als Schauspielerin und auch als Regisseurin um.

Seit den Achtzigerjahren hat sie das Theaterleben an Wiens Mittelbühnen entscheidend mitgeprägt und spielte am Ensemble Theater zahlreiche Hauptrollen, ehe sie zunehmend ins Regiefach wechselte. Scheday wurde 1953 in Wien geboren, ihre künstlerische Heimat fand sie zunächst in Dieter Haspels Ensemble Theater, wo sie 1977 in Turandot erstmals auftrat.

Sie spielte unter anderen Ibsens Nora, spielte in Brechts Die heilige Johanna der Schlachthöfe, und 1988 gab sie mit Die falsche Zofe von Marivaux am Petersplatz ihr Regiedebüt. In der Folge inszenierte sie unter anderem auch Felix Mitterers Die wilde Frau und Shakespeares Was ihr wollt. Neben dem Ensemble Theater arbeitete Scheday auch immer wieder am Theater Drachengasse, beim Niederösterreichischen Donaufestival oder für das Volkstheater in den Außenbezirken.

Anfang 2003 war sie bei Proben am Wiener Volkstheater zusammengebrochen, es wurde ein Gehirntumor diagnostiziert. Michaela Scheday ist am Mittwoch - wenige Tage nach ihrem 51. Geburtstag - gestorben. Anstatt der geplanten Produktion von Schnitzlers Anatol in ihrer Regie zeigt das Ensemble Theater am Petersplatz nun ab 15. Mai ein von Paola Aguilera eingerichtetes Remake der erfolgreichen Scheday-Inszenierung von H. C. Artmanns Der zerbrochene Krug nach Kleist. (red, DER STANDARD, Printausgabe vom 24/25.4.2004))