Paris - Die französischen Behörden haben 1940 einen Einbürgerungsantrag des spanischen Künstlers Pablo Picasso abgelehnt, weil sie ihn für einen "Anarchisten", "Kommunisten", "Extremisten" und allgemein für "verdächtig" hielten. Das geht aus Archivbeständen hervor, die im Zweiten Weltkrieg von den Nazis nach Deutschland verschleppt, dann von der Sowjetunion beschlagnahmt und vor drei Jahren an Frankreich zurückgegeben wurden.
Die Unterlagen über Picassos Antrag auf die französische Staatsbürgerschaft, den der Maler sogar vor seiner Familie geheim gehalten hatte, werden der Öffentlichkeit erstmals in einer Ausstellung der Pariser Polizeipräfektur vorgestellt, die bis zum 15. Mai läuft.
Trotz Befürwortung des Pariser Bezirkskommissars wurde Enbürgerung abgelehnt
Schon kurz nach seiner ersten Ankunft in Paris im Jahr 1900 wurde der damals 18-jährige Picasso vom Geheimdienst observiert und als "Anarchist" eingestuft, weil er bei dem ebenfalls überwachten Spanier Manach Pierre wohnte. Das Misstrauen der Behörden gegenüber dem immer erfolgreicher werdenden Maler blieb über Jahrzehnte bestehen. Obwohl der zuständige Pariser Bezirkskommissar den am 3. April 1940 maschinenschriftlich eingereichten Einbürgerungsantrag befürwortete (unter anderem weil Picasso für das Jahr 1939 "700.000 Franc Steuern" gezahlt habe), wurde der Antrag schließlich abgelehnt.
Der Geheimdienst vertrat die Ansicht, Picasso verdiene zwar Millionenbeträge und habe in Frankreich ein Schloss erworben, aber er habe "seine extremistischen Ideen behalten und sich zum Kommunismus hinbewegt".
"Herr Justizminister, ich habe die Ehre meine Einbürgerung zu beantragen und verpflichte mich, die Gebühren dafür zu zahlen"...
... heißt es in dem Schreiben vom 3. April 1940, das die weltberühmte Unterschrift Picassos trägt. Archivdirektor Claude Charlot wurde nach eigenen Angaben von einer Übersetzerin auf das Schriftstück aufmerksam gemacht.