Der Eröffnungsfilm Über eine Straße von Edith Stauber und Michaela Mair ist eine der Weltpremieren. Ein Jahr lang haben sich die beiden Filmemacherinnen mit der Dametzstraße – einer großen, lauten und verkehrsreichen Durchzugsstraße – beschäftigt und haben dabei hinter der Verkehrshölle einen Kosmos multikultureller Vielfalt entdeckt. Entstanden ist eine respektvolle Beobachtung der Dametzstraßenbewohner mit ihren Vorlieben, ihren Interessen und kleinen Geheimnissen.
Fischer Film Special
Zwei weitere Premieren stehen im Zeichen der Produktionsfirma Fischer Film, die sich im Local Artists-Programm mit einem Special präsentiert: Fräulein Phyllis von Clemens Schönborn präsentiert sich als schwarze Komödie über die Sehnsucht nach der Katastrophe und das Recht auf Faulheit. Sophie Rois gibt das der übermächtigen Mutter in Hassliebe verbundene Fräulein Phyllis, das trotz vermeintlicher Ziellosigkeit im Zickzackkurs doch erreicht, was es will.
Wolfram Paulus entwirft mit Augenleuchten das Porträt eines Zehnjährigen, der nach dem plötzlichen Tod seiner Mutter bei einem sechs Jahre älteren Mädchen ein Stück der verloren gegangenen Geborgenheit findet, mit dieser Beziehung jedoch gegen die Moralvorstellungen der Erwachsenen verstößt.
Sabine Derflinger (Mitglied der Wettbewerbsjury) verfolgt in ihrem Dokumentarfilm Schnelles Geld über ein Jahr hinweg junge Menschen, die auf der Wiener Mariahilfer Straße Geld erbetteln, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Einkaufsstraße ist den Jugendlichen dabei zugleich Lebens- und Arbeitsraum wie auch Projektionsfläche für Träume von einem besseren Leben.
Linz-Premiere hat die Fischer-Produktion Accordion Tribe von Stefan Schwietert, die dem gleichnamigen Quintett von Akkordeonvirtuosen gewidmet ist. In der Oberösterreichischen Landesgalerie laufen experimentelle Arbeiten; darunter Gerald Harringers auf der Diagonale ausgezeichneten Kurzfilm MA über eine einsame Wanderung ins Gebirge und die sizilianische Entdeckungsreise Il mare e la torta von Edgar Honetschläger.
Fruhaufs "Filmrausch"
Siegfried A. Fruhauf. Fruhauf, 1976 geboren, begann nach einer Industriekaufmannslehre 1995 Experimentelle Gestaltung an der Kunstuniversität Linz zu studieren. Seine in der Regel dezidiert in einem filmhistorischen Kontext stehenden Arbeiten (in denen Fruhauf oft mit found footage arbeitet) sind mittlerweile regelmäßig auf internationalen Filmfestivals (z.B. Filmfestspiele Venedig, NY Underground Film Festival) zu sehen und mehrfach ausgezeichnet (u.a. mit dem Österreichischen Förderungspreis für Filmkunst 2003) worden.
Eines der vordringlichen strukturellen Mittel Fruhaufs ist die rauschhafte Beschleunigung, ein anderes der Verweis auf die Grundmaterialien des analogen Kinos: die “Verwundbarkeit” des einzelnen Filmbilds und des Filmstreifens: das attackierte, traktierte fotografische Bild. Im O.K Centrum für Gegenwartskunst hat Fruhauf die Ausstellung Filmrausch gestaltet und sein gesamtes bisheriges Oeuvre zugänglich gemacht. Zu sehen sind neun Kurzfilme – darunter der mit Material der Gebrüder Lumière operierende La Sortie und das ungewöhnliche Attwenger-Musikvideo Sun – sowie zwei neue Arbeiten: Fruhaufs Auseinandersetzung mit Mona Lisa-Bildern (Mona Lisa Dissolution) und der Trailer des Festivals: Die zentralperspektivische Bewegung nach vorne ist das visuelle Leitmotiv des Phantom Ride, der die Durchquerung Europas als Zugfahrt interpretiert. (Festival/red)