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Im Bild die Markthallen in Riga

Foto: APA/BALTIKUM TOURISMUSZENTRALE
Riga/Helsinki - Lettland gehört mit seinen beiden baltischen Nachbarn Estland und Litauen und mit Slowenien zu den wirtschaftlich dynamischsten EU-Beitrittsländern. Die Wachstumsrate ist mit zuletzt 6,1 Prozent eine der höchsten in Europa. Im Vorfeld des am 1. Mai bevorstehenden Beitritts zur Europäischen Union haben bereits viele EU-Staaten, vor allem Ostsee-Nachbarn, massiv in Lettland und im übrigen Baltikum investiert. Das Außenhandelsvolumen wächst weiter und die Inlandsnachfrage zog zuletzt kräftig an.

Die Inflationsrate stieg im Vorjahr von 1,9 auf fast drei Prozent. Als einen der Hauptfaktoren dafür gab die lettische Notenbank den starken Euro an. Der Lat ist seit 1994 an den Kurs für Sonderziehungsrechte, die "virtuelle Währung" des IWF, gebunden. Dieser Kurs bestimmt sich aus einem Währungskorb, in dem unter anderem US-Dollar, Euro, Yen und britisches Pfund enthalten sind. Lettland plant, ein Jahr nach seinem EU-Beitritt den Lat an den Euro zu binden. Die meisten europäischen Wirtschaftsexperten rechnen mit einem Beitritt des Landes zum Euro nicht vor 2008.

Investoren aus Schweden, Finnland und Deutschland

Die wichtigsten Investoren aus Lettland kommen vor allem aus Schweden, Finnland und Deutschland. Die ausländischen Direktinvestitionen lagen 2002 zwischen 419 und 461 Mio. Euro. Nur etwa 0,6 Prozent aller ausländischen Direktinvestitionen kamen zuletzt aus Österreich.

Die negative Außenhandelsbilanz Lettlands verschlechterte sich 2003 weiter. Exporten von 1,65 Mrd. Lat (2,46 Mrd. Euro) standen Einfuhren von rund 2,99 Mrd. Lat gegenüber. Die Importe überstiegen damit die Ausfuhren um über 81 Prozent. Insgesamt wuchs das Außenhandelsvolumen deutlich um rund 18 Prozent. Die wichtigsten Außenhandelspartner sind - neben den beiden baltischen Nachbarn - Schweden, Finnland, Deutschland, Großbritannien und Russland.

Wenig Landwirtschaft

Das lettische Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird zu über 70 Prozent im Dienstleistungssektor erwirtschaftet. Dahinter folgen die verarbeitende Industrie (rund 15 Prozent) und die Bauwirtschaft (fünf Prozent). Die Industrieproduktion stieg im Vorjahr um 6,5 Prozent, der Output des Bausektors erhöhte sich bis Oktober 2003 um 16,1 Prozent. Die Investoren aus Lettland kommen vor allem aus Schweden, Finnland und Deutschlandist in Lettland bereits weit zurückgedrängt: ihr Anteil macht nur noch vier Prozent aus.

Der Durchschnittslohn betrug in Lettland laut jüngsten Zahlen (Oktober 2003) 194 Lat (289 Euro) monatlich. Es gibt hohe sektorale und regionale Unterschiede. Am schlechtesten verdienen Angestellte in der Gastronomie und in Fischereibetrieben, am relativ besten im Sektor Finanzdienstleistungen. Allgemein sind die Löhne im öffentlichen Sektor deutlich höher als bei den Privatunternehmen. Der staatlich festgesetzte Mindestlohn beträgt 70 Lat. Lettland hat wie seine beiden baltischen Nachbarn zusätzlich mit einem starken Wohlstands-Gefälle zwischen der Hauptstadt Riga und dem Rest des Landes zu kämpfen.

Probleme gibt es mit der nach wie vor relativ weit verbreiteten Korruption. Anfang Februar zerbrach die Regierung des ehemaligen lettischen Zentralbankchefs Einars Repse. Einer der Streitpunkte in der bisherigen Koalition aus vier und zuletzt drei rechten und rechtsliberalen Parteien war die Frage der Korruptionsbekämpfung. Lettland liegt in der Reihung des aktuellen internationalen Korruptionsindex an 57. Stelle und damit deutlich schlechter als Estland (33.) und Litauen (41.). Repse, der sich den Kampf gegen die Korruption zu einem besonderen Anliegen gemacht hatte, geriet im Zusammenhang mit besonders günstigen Immobilienkrediten zuletzt selbst ins Visier der Ermittler.(APA)