Wien - Gestiegene Lebenserwartung, aber auch - was trotz der Wiener Kassenvertrags-Situation für mehr ambulante Versorgung sprechen würde - mehr Spitalsaufnahmen von Patienten: Dies sind zwei Haupttrends des von Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat (V) am Montag bei einer Pressekonferenz in der Wiener Innenstadt in einem Fitness-Club vorgestellten "Gesundheitsbericht 2003".

Der Report wird alle drei Jahre erstellt. Er verbindet für den Nationalrat die wesentlichsten gesundheitsbezogenen Daten (Berichtszeitraum: 1999 bis 2001) mit der gesundheitspolitischen Entwicklung (Ausgaben, Spitäler etc.). Verfasst wird er vom Österreichischen Bundesinstitut für Gesundheitswesen (ÖBIG) unter Geschäftsführerin Dr. Michaela Moritz.

"An der vierten Stelle der EU"

Ressortchefin Maria Rauch-Kallat: "Bei der Lebenserwartung lagen die Österreicherinnen und Österreicher im Jahr 2000 mit Spanien an der vierten Stelle in der EU." So stieg die Lebenserwartung bei den Männern von 74,9 Jahren im Jahr 1999 auf 75,5 Jahre im Jahr 2001. Bei den Frauen erhöhte sie sich von 80,6 auf 81,2 Jahre.

Die Anzahl der zu erwartenden von wesentlichen körperlichen und/oder psychischen Beeinträchtigungen freien Jahre erhöhte sich auf 69,2 Jahre bei den Männern und auf 73,2 Jahre bei den Frauen. Bis zum Jahr 2020 wird sich die Zahl der Österreicher auf rund 8,3 Millionen erhöhen. Die Ministerin: "Jeder fünfte Österreicher wird dann über 64 Jahre alt sein."

Herz-Kreislaufsystem als häufigste Todesursache

Wenig Veränderungen gab es bei den Todesursachen. Rauch-Kallat: "Die häufigsten Todesursachen sind mit 52 Prozent Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, mit rund 25 Prozent Krebs, mit 5,7 Prozent Unfälle, Verletzungen und Vergiftungen sowie mit 5,2 Prozent Atemwegserkrankungen."

Trotz aller gesundheitspolitischer Warnungen der Vergangenheit - so hatte VP-Gesundheitssprecher Erwin Rasinger schon vor Jahren von den Österreichern als "Weltmeister im Spital-Liegen" gesprochen - kommt es zu immer mehr Spitalsaufnahmen. Die Ministerin: "Im Durchschnitt gab es pro Jahr 2,3 Millionen Aufnahmen von Personen in Krankenhäuser. Das ist eine mehr als zehnprozentige Zunahme gegenüber der Vorperiode."

Hier - so die Ministerin - sei die Frage zu stellen, ob manche stationär erbrachten Leistungen nicht tagesklinisch oder ambulant erfolgen könnten. Kritiker des Systems sprachen in der Vergangenheit in diesem Zusammenhang immer wieder von "Drehtür-Medizin", welche die Spitäler - auch zur Lukrierung von LKF-Punkten - betreiben würden. Umgekehrt zeigt das Bild auch, dass offenbar Ressourcen im niedergelassenen Bereich fehlen könnten.

Die häufigsten Spitalsaufnahmegründe waren in Österreich zwischen 1999 und 2001 Erkrankungen des Kreislaufsystems (14,1 Prozent) und Krebs (12,8 Prozent). Unter den generell von der Bevölkerung ("ambulante Morbidität") genannten chronischen Leiden sind Gelenkserkrankungen und Rheuma (7,9 Prozent) vor Bluthochdruck und Schäden der Wirbelsäule mit jeweils 5,6 Prozent die häufigsten Erkrankungen.

17,1 Milliarden Euro Gesundheitsausgaben

Laut dem Gesundheitsbericht 2003 betrugen die Gesundheitsausgaben in Österreich im Jahr 2002 rund 17,1 Milliarden Euro. Der Anteil der Gesundheitsausgaben am Brutto-Inlandsprodukt belief sich damit - laut ÖBIG-Geschäftsführerin Michaela Moritz exklusive der Abgangsdeckungen für die Spitäler - auf 7,9 Prozent.

Gesundheit wird oder muss in Österreich offenbar immer mehr privat finanziert werden. Im Jahr 2002 betrug der Anteil der öffentlichen Gesundheitsausgaben an den Gesamtaufwendungen 68,5 Prozent. Im Vergleich zu 1997 verringerte sich der öffentliche Anteil um 1,5 Prozent. Die Gesundheitsausgaben insgesamt stiegen zwischen 1997 und 2002 jedoch um etwas mehr als 20 Prozent.(APA)