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Ab 2005 soll in Osteuropa ein wahrer Bau-Boom losbrechen

Foto: APA/dpa/Nietfeld
Wien - Während sich die westeuropäische Bauwirtschaft nur mühsam aus der Flaute kämpft, soll in Osteuropa ab 2005 ein wahrer Bau-Boom losbrechen - das prognostizieren zumindest die Experten von "Euroconstruct", einer Forschungsgruppe, die Bauexperten aus 19 europäischen Ländern vereinigt. Die EU-Erweiterung wird sowohl dem Wohnungsbau als auch dem Ausbau der Infrastruktur starke Impulse versetzen, meinen die Fachleute. Die österreichische Bauindustrie und ihre Zulieferer werden dabei mehr als nur mitnaschen - Osteuropa fällt bei den meisten schon seit Jahren unter den Begriff "erweiterter Heimmarkt".

Der bei weitem größte heimische Baukonzern, die Bau Holding Strabag (Gesamt-Bauleistung etwa 6 Mrd. Euro), macht bereits an die 25 Prozent seines Umsatzes in den EU-Beitrittsländern und ist namentlich in Ungarn einer der ganz großen Player. Die Strabag soll zum "mittelosteuropäischen Baukonzern" werden, umschreibt Vorstandschef Hans-Peter Haselsteiner das strategische Ziel. Die Strabag ist - etwa in Polen und Ungarn - auch als Betreiberin von Autobahnen tätig. Auch die heimische Konkurrenz ist aber schon längst im Osten tätig: Die Porr ist sowohl im Tief-, als auch im Hochbau in Ungarn, Polen und Tschechien tätig. Der im Osten erwirtschaftete Umsatzanteil belief sich 2002 auf gut 10 Prozent. Auch die sonst eher "westlich" orientierte Salzburger Alpine Mayreder ist in Polen und Südosteuropa aktiv.

Moderater Volumens- und Gewinnschub

Horst Pöchhacker, Porr-Chef und Präsident der österreichischen Bauindustrie, rechnet damit, dass die Osterweiterung den heimischen Baufirmen in den nächsten Jahren einen moderaten Volumens- und Gewinnschub verpassen wird. Bei allen zu erwartenden Problemen auf dem Arbeitsmarkt sei die Erweiterung für die Industrie positiv. "Ich nehme an, dass die österreichischen Firmen in den nächsten Jahren signifikante Gewinne im (östlichen, Anm.) Ausland machen werden", meinte Pöchhacker drei Wochen vor dem Startschuss für die Vergrößerung der Union.

Die optimistischen Aussichten der Branchenexperten für Osteuropa gründen einerseits auf den Infrastrukturausbau, der nach dem Beitritt an Fahrt gewinnen wird. "Der beträchtliche Investitionsbedarf wird die Expansion des Bausektors aber erst 2005 und 2006 nachhaltig verstärken, wenn die Rahmenbedingungen für die nationale Kofinanzierung von großen Infrastrukturprojekten geschaffen wurden", meint Wifo-Expertin Margarete Czerny. Ab 2005 wird aber auch der Wohnbau in Osteuropa stark wachsen, prophezeit Euroconstruct: 7,5 Prozent 2005, 8,9 Prozent 2006.

Bau-Zulieferer bereits vor Ort

Noch deutlich stärker als die Bauindustrie selbst sind aber die heimischen Bau-Zulieferer bereits vor Ort - und hoffen auf einen weiteren Impuls durch den EU-Beitritt: "Durch die bevorstehende EU-Erweiterung ist in Österreich eine gewisse Osteuropafantasie deutlicher spürbar", konstatiert die Consultingfirma Roland Berger in einer vier Wochen vor der Erweiterung veröffentlichten Branchenstudie.

Paradebeispiel für die rasche Expansion der Baustoffprouzenten nach Osteuropa ist der österreichische Traditions-Ziegelhersteller Wienerberger, dessen "cash-cow" schon heute Osteuropa ist. In Ostmitteleuropa macht die Wienerberger heute gut 30 Prozent des Gewinns - der von dort kommende Umsatz beläuft sich auf lediglich 20 Prozent. Zum Vergleich: Aus dem Österreich-Geschäft stammen nur mehr etwa 3 Prozent des Wienerberger-Umsatzes.

Die österreichische Schmid Industrieholding (Baumit, Wopfinger), einer der größten nicht börsenotierten Baustoffkonzerne Europas, macht mittlerweile ein Drittel des Konzernumsatzes (670 Mio. Euro) in Ost- und Südosteuropa. Etwa die Hälfte ihrer hundert Standorte befinden sich in dieser Region. Die Expansion in die neuen Märkte startete 1990 und geht seither Jahr für Jahr weiter. Allein im vergangenen Jahr wurden zwei Kalkwerke in der Slowakei und Ungarn sowie ein Trockenmörtelwerk in Tschechien erworben und weitere Niederlassungen in Polen und Rumänien errichtet.(APA)