Preßburg/Wien - Vladimir Meciar macht es möglich. Aus Furcht vor einer Rückkehr jenes Politikers, der das Land Mitte der 1990er Jahre in die internationale Isolation geführt hatte, wählten die Slowaken am gestrigen Samstag den krassen Außenseiter Ivan Gasparovic (63) zum neuen Staatspräsidenten. Der Chef der nicht im Parlament vertretenen Bewegung für Demokratie (HZD) war lange Jahre engster Vertrauter von Meciar und trug dessen umstrittene nationalistische Politik voll mit. Dass er im Ausland aber im Gegensatz zu Meciar kaum bekannt ist, dürfte ihm nun zum Sieg verholfen haben.

Gasparovic selbst hatte im Wahlkampf voll auf die Strategie gesetzt, sich im Vergleich zu Meciar als "das kleinere Übel" zu präsentieren und damit auch Anhänger der Regierungsparteien für sich einzunehmen. Deren Unterstützung dürfte nun den Ausschlag gegeben haben, zumal er im ersten Wahlgang am 3. April - als er Außenminister Eduard Kukan von der regierenden Slowakischen Demokratischen und Christlichen Union (SDKU) überraschend auf den dritten Platz verwies - noch elf Prozent hinter Meciar gelegen war.

"Keinerlei Vorbehalte"

Im Gegensatz zu Meciar gebe es ihm gegenüber "keinerlei Vorbehalte" im Ausland, betonte Gasparovic am Mittwoch in einem Interview mit der tschechischen Nachrichtenagentur CTK. Als seine "Freunde" unter westeuropäischen Politikern nannte Gasparovic explizit den Zweiten Nationalratspräsidenten und SPÖ-Präsidentschaftskandidaten Heinz Fischer oder die finnische Staatspräsidentin Tarja Halonen. "Ich könnte auch Vertreter anderer Staaten nennen", fügte er hinzu.

Innenpolitisch will der studierte Jurist und Dozent für Rechtswissenschaften an der Comenius-Universität in Preßburg vor allem zur Aussöhnung von Regierung und Opposition beitragen. Er wolle "Präsident aller Slowaken" sein, sagte er in der Wahlnacht. Seit seiner Loslösung von Meciar im Jahr 2002 deklariert sich Gasparovic als Politiker der Mitte, der den nationalistischen und ideologischen Ballast abgeworfen hat. Politische Beobachter sehen dieses Bekenntnis bisher eher kritisch und haben die HZD spöttisch als "Meciarismus ohne Meciar und ohne Einfluss" charakterisiert.

In die Politik ist der am 27. März 1941 in Poprad geborene Dozent an der Comenius-Universität in Preßburg nach eigenen Worten "aus Trotz" gegangen. Nach der Wende war Gasparovic zunächst Generalstaatsanwalt. Ein belangloser Konflikt mit dem tschechischen Ex-Präsidenten Vaclav Havel verschaffte ihm damals Bekanntheit, worauf ihm Meciar die Gelegenheit bot, in die Politik zu wechseln. Meciar formte damals gerade seine Bewegung für eine Demokratische Slowakei (HZDS) und arbeitete an der Loslösung der Slowakei aus der Tschechoslowakei.

Nach den Parlamentswahlen 1992 wurde Gasparovic zum Vorsitzenden des slowakischen Parlaments gewählt und bekleidete diese Position bis 1998. In den Augen der Öffentlichkeit galt er als die Nummer zwei der HZDS, als der engste Mitarbeiter von Vladimir Meciar. Alle Versuche etwa der Medien, Gasparovic von Meciar zu trennen, scheiterten. Gasparovic stand immer treu zu seinem Chef. Er war bereit, all dessen Entgleisungen gegenüber den Medien und ausländischen Politiker zu verteidigen.

Vor den Parlamentswahlen 2002 änderte Meciar überraschend sein Verhältnis zu Gasparovic: Er hatte seinen bisher so treuen Mitstreiter nicht einmal auf die Wahlliste aufgenommen. Binnen zehn Tagen organisierte Gasparovic seine HZD. Den Einzug ins Parlament schaffte die HZD trotz zunächst verheißungsvoller Umfragedaten aber nicht, die mehr als drei Prozent der Stimmen gewährten ihr aber finanzielle Unterstützung vom Staat.

Gasparovic hatte ursprünglich vor allem deshalb für das Präsidentenamt kandidiert, um seiner HZD wieder öffentliche Aufmerksamkeit zu verschaffen. Als die derzeit populärste slowakische oppositionelle Partei Smer (Richtung) unter Robert Fico die Entscheidung fasste, Gasparovic zu unterstützen, schoss dieser auf einmal in den Umfragen nach oben und lag hinter Meciar und Kukan auf Platz drei. Überraschenderweise gelang ihm dann bei der Wahl am 3. April, den Außenminister um 4.000 Stimmen zu überholen. (APA)