Innsbruck - "Keine Herren, keine Knechte, kein privates Eigentum", beharrt der in Ketten gelegte Jakob Hutter gegenüber seinem König Ferdinand und verweigert den geforderten Widerruf dieser zentralen These der von ihm begründeten Gemeinschaft der Wiedertäufer. 1536 stirbt Hutter auf dem Scheiterhaufen vor dem Goldenen Dachl.

Knapp 500 Jahre später hat Felix Mitterer mit "Die Hutterer" eine Chronik zum 50-Jahr-Jubiläum der Schlossbergspiele Rattenberg geschrieben, zur Präsentation wurde die skizzierte Szene am Originalschauplatz gespielt.

Trotz seiner Erfahrung mit historischen Stoffen spricht Mitterer von seinem "schwierigsten Projekt", das in 17 Szenen von 1527 bis in die Gegenwart reicht. Nach der Vertreibung aus Tirol und Süddeutschland und einer Odyssee durch mehrere osteuropäische Staaten besteht diese Gegenwart aus rund 400 Hutterergemeinden in Kanada mit knapp 50.000 Mitgliedern.

Gemeinschaftseigentum, Wehrdienstverweigerung und ein Leben nach strengen religiösen Regeln ohne kirchliche Hierarchie sind Grundpfeiler der Gemeinden geblieben, gesprochen wird eine Mischform alter Tiroler Dialekte.

In Mitterers Chronik stehen am Ende die sozialen Schwierigkeiten der Gemeinschaften, ihre urchristlichen Prinzipien in einer konsumorientierten Umgebung aufrechtzuerhalten.

In Rattenberg wird das Stück zwischen dem 2. Juli und dem 7. August 22-mal aufgeführt. Auch in Rattenberg gibt es einen dramatischen Lokalbezug: Die Freiluftbühne auf dem Schlossberg befindet sich auf jenem Platz, an dem 71 Hutterer hingerichtet worden sind, erklärt Regisseur Pepi Pittl. Deren Namen seien inzwischen fast alle bekannt, erzählt Pittl. Im Rahmen der Aufführungen werde es auch Erinnerungszeichen an diese Ermordeten geben.

Auf der größten Freiluftbühne Tirols (in seiner kleinsten Stadt) sind die Darsteller seit den Anfängen 1954 ausschließlich Laien. Heuer wirken mehr als 80 Menschen mit, die alle ohne Honorar seit Jänner an der Realisierung von "Die Hutterer" arbeiten. (hs/DER STANDARD, Printausgabe, 17./18.4.2004)