Berlusconis Unternehmensgruppe wird beschuldigt, im Verfahren um den Verkauf des Lebensmittelkonzerns SME den römischen Richter Renato Squillante mit 434.000 Dollar bestochen zu haben. Squillante war im November zu acht Jahren Haft, Berlusconi-Intimus Cesare Previti zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt worden. Der Anwalt, Forza-Italia-Parlamentsabgeordnete und ehemalige Verteidigungsminister Previti, der den Prozess über drei Jahre mit allen Mitteln verzögert hatte, hat gegen das Urteil Berufung eingelegt.
Zum Auftakt des Prozesses am Freitag forderte Staatsanwältin Ilda Boccassini den Gerichtsvorsitzenden Francesco Castellano auf, wegen Befangenheit zurückzutreten. Castellano hatte vor zwei Jahren in einem Interview mit der Zeitung Il Giornale (sie gehört zum Berlusconi-Imperium) erklärt, nach den Korruptionsaffären von „Mani pulite“ habe es „auffällig viele Prozesse gegen Berlusconis Medienkonzern Fininvest (heute Mediaset) gegeben“. Diese Feststellung beweise, dass der Richter nicht über die nötige Unabhängigkeit zur Beurteilung des Premierministers und Unternehmers verfüge. Die Rechtsanwälte Berlusconis indes wollten die Aussetzung des Verfahrens bis zu den Europawahlen beantragen. Berlusconi nimmt als Spitzenkandidat seiner Forza Italia an den Wahlen am 12. und 13. Juni teil.
Bizarres Nachspiel