Karte von Sudan mit der umkämpften Provinz Darfur

Grafik: Der Standard

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Mehr als 100.000 Sudanesen halten sich im tschadischen Grenzgebiet auf. Im Sudan selbst sind weitere 800.000 Menschen auf der Flucht.

Foto: APA/EPA/Boris Heger
N'Djamena/Freiburg - Die Not der Sudanesen, die wegen der Repression in ihrer Heimat in den benachbarten Tschad geflüchtet sind, nimmt dramatisch zu, wie die katholische Hilfsorganisation Caritas am Freitag in Freiburg berichtete. Mehr als 100.000 Sudanesen hielten sich im tschadischen Grenzgebiet auf. Im Sudan selbst seien weitere 800.000 Menschen auf der Flucht. Es fehle an Nahrung, Wasser, Zelten, Decken und Medikamenten. Die Hilfsmöglichkeiten der tschadischen Bevölkerung seien erschöpft. Eine Angehörige einer Caritas-Delegation, die sich in Tschad informiert hatte, berichtete, zwischen Einheimischen und Flüchtlingen gebe es zunehmend Spannungen um "die letzten Reste" von Essbarem.

Ethnische Säuberungen durch arabische Milizen

Zur Untersuchung der Massaker und schweren Menschenrechtsverletzungen in der westsudanesischen Region Darfour (Darfur) hatten die Vereinten Nationen ein Team in den Tschad entsandt. Der UNO-Koordinator für Nothilfe, Jan Egeland, hat das Regime in Khartum beschuldigt, in der Darfour-Region "ethnische Säuberungen" durch arabische Milizen zu dulden. Bei Massakern sollen über zehntausend Menschen umgekommen sein. UNO-Generalsekretär Kofi Annan hatte gefordert, den Konflikt notfalls mit einem internationalen Militäreinsatz zu beenden.

Katastrophe mit Ruanda vergleichbar

Nach den jüngsten Gedenkfeiern für die Opfer des Ruanda-Völkermords hatte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) betont, das Bedauern der internationalen Gemeinschaft komme zehn Jahre zu spät, während der Genozid im Westsudan seinen Höhepunkt erreiche. "Wieder werden (in der sudanesischen Darfour-Region) vor aller Augen ungeheuerliche Verbrechen verübt, gegen die sich nur wenige Menschenrechtler und Journalisten engagieren". Auch dort könnte es wie in Ruanda zur schlimmsten Katastrophe kommen: "Eine Million Menschen drohen zu verhungern, weil die sudanesische Regierung humanitäres Völkerrecht missachtet und Hunger als Waffe einsetzt. Hunderttausende sind auf der Flucht." Ende des 19. Jahrhunderts war der Österreicher Rudolf Slatin (später Sir Rudolf Freiherr von Slatin Pascha), nachmaliger anglo-ägyptische Generalinspektor im Sudan, britischer Militärgouverneur der Provinz Darfour. (APA/AP/AFP)