Zuckerln oder Manner-Schnitten, das hatte Unterhaltungswert und war – in Relation zu den anderen Nichtereignissen dieses Wahlkampfes – sicherlich einer der Höhepunkte in der Auseinandersetzung zwischen Benita Ferrero-Waldner und Heinz Fischer. Kurzfristig ist der kleinliche Streit um Fairness im Wahlkampf aber vergessen – es gibt plötzlich Inhalt. Ein durchaus spannendes Streitgespräch hat stattgefunden, von dem man sich mehrere Auflagen gewünscht hätte.

Mehr als eine Million Wähler sind noch unentschlossen und ein Teil von ihnen hat sich am Donnerstagabend die erste direkte Konfrontation der beiden Kandidaten im Fernsehen angeschaut – viele in der Erwartung, einen Anstoß für eine Wahlentscheidung zu erhalten.

So unterschiedlich die beiden Kandidaten in Geschlecht, Alter, Erfahrung und Auftreten sind, so ähnlich und verwechselbar wurden ihre Positionen wahrgenommen. Die Unterschiede fand man auch in der TV-Konfrontation in Nuancen. Fischer stellte die Autorität des Bundespräsidenten in den Vordergrund, Ferrero-Waldner strich soziales Engagement hervor. Dieses nimmt natürlich auch Fischer in Anspruch und so weiter.

Spannend wurde es in der Frage der Pensionen, als die ÖVP- Kandidatin Ferrero-Waldner ihrem Widerpart Fischer vorwarf, längst fällige Reformen verschleppt zu haben und sich im Gegenzug dafür anhören musste, an den verpfuschten Reformen der jüngsten Zeit beteiligt gewesen zu sein oder ihnen wenigstens zugestimmt zu haben. Beide Vorwürfe stimmen.

Der Disput über die Neutralität war interessant, aber Haarspalterei. Letztendlich ist es für die meisten noch Unentschlossenen wohl eine Geschmacksfrage: Dynamisch oder sachbezogen. Das entspricht auch den jeweiligen Eigendefinitionen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.4.2004)