Schanghai - Nordkorea könnte nach Einschätzung von US-Vizepräsident Dick Cheney Terrororganisationen wie Al-Kaida mit Atomtechnologie versorgen. Die USA seien angesichts der nuklearen Kapazitäten Nordkoreas besorgt über eine mögliche Weiterverbreitung von Atomtechnologie "an andere Staaten oder an Terrorgruppen", sagte Cheney am Donnerstag vor Studenten der Fudan-Universität im chinesischen Schanghai. "Die Zeit ist nicht notwendigerweise auf unserer Seite", warnte er mit Blick auf das nordkoreanische Atomprogramm. "Wir wissen, dass Terrorgruppen wie Al-Kaida in der Vergangenheit versucht haben, Atomwaffen zu erwerben."

Der US-Vizepräsident äußerte sich zugleich besorgt über ein atomares Wettrüsten in Asien, sollte es nicht gelingen, Nordkorea von seinen Atomplänen abzubringen. Andere Staaten der Region mit entsprechenden technologischen Kapazitäten könnten sich dann genötigt fühlen, ebenfalls Nuklearwaffen besitzen zu müssen. Cheney appellierte an China, die Anstrengungen für einen Stopp des nordkoreanischen Atomprogrammes zu unterstützen.

Nach Angaben von US- Regierungsbeamten verfügt Nordkorea über bis zu drei nukleare Sprengsätze. Die Erkenntnisse beruhten auf inzwischen bestätigten Angaben des "Vaters" der pakistanischen Atombombe, Abdul Kadir Khan. Khan soll Atomtechnologie an Nordkorea, Libyen und den Iran verkauft haben.

Waffen für Taiwan

Mit Blick auf Taiwan bekräftigte Cheney bei seinem Auftritt in Schanghai die Haltung der USA, dass Waffenlieferungen notwendig seien. Taiwan müsse mit den Fähigkeiten ausgestattet werden, "sich selbst zu verteidigen, und wir tun dies von Zeit zu Zeit mit dem Verkauf von militärischem Material". Peking hatte Druck auf die USA ausgeübt, die Militärhilfe für Taiwan zu stoppen. Cheney bekräftigte gleichzeitig, dass Washingtons eine Unabhängigkeit Taiwans nicht unterstütze. (AFP, Reuters/DER STANDARD, Printausgabe, 16.4.2004)