London - Eine neue Methode soll das für Überschwemmungen, Dürren und Hungersnöte verantwortliche Klimaphänomen El Nino langfristiger als bisher vorhersagen. Forscher aus China und den USA haben ihre neue Vorhersagetechnik erfolgreich an den El-Nino-Ereignissen der vergangenen rund 150 Jahre getestet, wie sie im britischen Fachjournal "Nature" berichten. Rückwirkend habe sich das Klimaphänomen dabei bis zu zwei Jahre im Voraus angekündigt. Derzeit seien El-Nino-Vorhersagen nur über sechs bis neun Monate möglich.

Ein Phänomen und seine Folgen

Das in unregelmäßigen Abständen wiederkehrende Klimaphänomen löst in den Tropen teils drastische Änderungen im Niederschlag aus, die trockenen Gebieten Überschwemmungen und feuchten Gebieten Dürren bringen. An den Küsten Perus und Ecuadors bewirkt das Ausbleiben nährstoffreichen Tiefenwassers teils starke Rückgänge im Fischfang.

Die Folgen sind gravierend: Während des ausgeprägten El Nino von 1877 starben durch eine Hungersnot in China und Indien bis zu 40 Millionen Menschen. Zum Jahreswechsel 1997/98 sorgte einer der stärksten El Ninos seit Beginn der Aufzeichnungen für wirtschaftliche Schäden von mehr als 20 Milliarden US-Dollar (rund 17 Milliarden Euro).

Die Ursache

Dem nach seinem Auftreten um die Weihnachatszeit benannten El Nino (spanisch für "Kind" oder "Christkind") liegt eine Warmwasseranomalie im Ostpazifik zugrunde. Dake Chen von der Columbia University in New York und Kollegen stützen sich bei ihren Voraussagen unter anderem auf die Oberflächentemperaturen des Ozeans.

Der - rückblickende - Erfolg ihres noch sehr simplen Modells zeige, dass das Klimaphänomen besser vorhersagbar sei als angenommen, schreiben die Forscher. Unter dem Strich bringe das neue Modell optimistische Aussichten für eine Vorhersage, kommentiert auch der britische Klimaforscher David Anderson in "Nature". Allerdings müsse sich die Vorhersagetechnik erst unter realen Bedingungen beweisen. (APA/dpa)