Edles afrikanisches Stück aus einer Kölner Privatsammlung: Dan-Maske von der Elfenbeinküste

Foto: WKM
Gérard A. Goodrow trimmt die Messen auf flott und qualitätsvoll. Damit will der ehemalige Mitarbeiter von Christie's das angegraute Flaggschiff wieder intensiver an die Zeitgenossenschaft binden.


Köln - Zur heuer 35. Westdeutschen Kunstmesse Köln (WKM), der KunstKöln, die Art Brut, Editionen, Fotografie und Kunst nach 1980 im Angebot führt (beide vom 21. bis 26. April), und der 18. Antiquariatsmesse (23.-25. 4.), gesellt sich, als viertes Rad, erstmals die exponatec cologne (20. bis 23. 4.). Das Publikum bekommt so eine fast schon Schwindel erregende Bandbreite geboten: gleichsam von Rembrandt bis Rahmung.

Als Kunst-Technologie-Messe hat die exponatec (60 Aussteller), wie bei vergleichbaren Veranstaltungen üblich, weniger die Kunstrestaurierung mit der Zielgruppe "öffentliche Hand" im Visier. Es soll vielmehr für das breite Sammlerpublikum, nicht minder für Händler, Galeristen, Museen oder Austellungsmacher, um das "Ausstellen von Kunst gehen, die ins beste Licht gerückt werden soll", wie es der seit einem halben Jahr bei der Köln Messe für alle Kunstfragen zuständige Art Cologne-Direktor Gérard A. Goodrow formuliert.

So erwarten - hoffentlich nicht nur ein Fachpublikum - die Finessen richtiger Hängung, Rahmung, Archivierung, Sicherung oder der Museums- und Ausstellungsarchitektur. Nicht zu vergessen das Consulting für Kunstvermittler.

In den bekannten Veranstaltungen - KunstKöln und WKM mit inzwischen noch 100 qualitätsbegründeten Teilnehmern - sollen ein Strauß aus Sonderschauen zur Fotografie ("Landschaft"), zum weiblichen Blick innerhalb der Art Brut ("Sammlung Charlotte Zander") und die Präsentation zeitgenössischer Papierarbeiten aus Sammlungskonvoluten des Berliner Kupferstichkabinetts ("Back to the River"), beim Publikum Sammellust auslösen. Parallel wartet die WKM mit einer aus Kölner Privatsammlungen - Goodrow: "Ein Katalysator!" - edel bestückten Schau afrikanischer Skulpturen auf, kuratiert vom legendären Werner Schmalenbach.

Besonders wird der Kontakt zu den Kölner Museen gesucht, die sich auf der Messe verstärkt präsentieren und selber zu Vernissagen einladen: Ein Kunst-"Wir"-Gefühl in klammer Zeit, immer mit dem Vermarktungsblick auf die reiche rheinische Kunstregion, die während der April-Messewoche mit Besuchsangeboten aufwarten wird.

Fazit: Unter Goodrows Kölner Kunstmesse-Dirigat müht man sich synergetisch nach Kräften. Wenigstens gebe es heuer keinen Irakkrieg . . . Und die deutschen Sammler seien schon auf die letzte Art Cologne spürbar zurückgekehrt, so Goodrow mit Ausblick auf das Kunstmesse-Flagschiff im Herbst 2004.

Unter dem klassischen Art Cologne-Logo hat man sich vom Wuppertaler Werbeguru (und Trendsammler) Christian Borros ein zusätzliches neues Letternimage verpassen lassen. Nicht mehr großkotzig und ungewollt komisch "Art pool of the world", sondern die beiden ineinander verschränkten Wörter "Art" und "News", was für bescheiden-markante Revitalisierung stehen soll.

Zu den diskutableren Art Cologne-Neuerungen zählt auf der Ausstellerseite sicherlich die Rückkehr des "Modern Design", der "Afrikanischen Kunst" und der "Vintage Photography", mit vermutlich je drei Galerien. Zudem ist man derzeit noch recht engagiert mit persönlicher Akquise in China, Lateinamerika, (West-) Amerika ("Warum immer nur New York?", so Goodrow) beschäftigt. Junge Künstler und junge Galerien heißen nunmehr "New Talents" und "New Contemporaries": "Die Platzhirsche von morgen! Und die Trefferquote ist nicht schlecht, wenn man auf 20 Jahre Art Cologne zurückschaut", so Goodrow.

Das Skulpturenprojekt, das in den letzten Jahren die Einkäufer aus den Vorstandsetagen animieren sollte, wurde übrigens gekippt. Stattdessen jetzt wieder der Blick auf die eigene Art Cologne-Geschichte oder auf selten zu sehende Privatsammlungen, flankiert von entsprechendem Kunstangebot.

Zur Art Cologne 2004 will man auf den "Kapitalistischen Realismus" der Sechziger zurückschauen, ein nassforscher bundesrepublikanischer Zwitter aus US-Pop und deutscher Kunst, betrieben nicht zuletzt von Richter und Polke - Blue Chips im heutigen Kunstanlageranking.

Mit dem großen Art Cologne -Sponsor, wie jetzt gerade die Axa Art für die Maastrichter Kunstmesse Tefaf , will es derzeit noch nicht so recht klappen, doch Gérard A. Goodrow arbeitet daran - fraglos wäre das ein Imagegewinn für die Art Cologne . (DER STANDARD, Printausgabe, 15.4.2004)