Wien - Es begann im Februar 1994 mit einem zweiwöchigen Workshop in Abidjan an der Elfenbeinküste. Zehn Jahre später "laboriert" Lukas Ligeti immer noch an den Folgen der damaligen Ereignisse. Gelang es doch dem damals verantwortlichen Goethe-Institut, dem heute 39-Jährigen auf diese Weise den Keim für ein neues Arbeits- und Lebensthema einzupflanzen.

Beat Foly hieß die erste, aus westafrikanischen Workshop-Musikern zusammengestellte Formation, die Ligeti gemeinsam mit "Pyrolator" Kurt Dahlke leitete (und die ein gewisser kalifornischer Gitarren-Guru namens Henry Kaiser als Gast bereicherte): Eine Zusammenführung afrikanischer Tradition und experimenteller Elektronik, deren Pionierstellung man wohl erst in einigen Jahren erkennen wird.

Afrika ließ Lukas Ligeti, den in Wien ausgebildeten Schlagzeuger und Komponisten, auch danach nicht los. Burkina Faso mutierte zum neuen Gravitationszentrum seiner diesbezüglichen Umtriebe, zumeist an der Seite von Sängerin Mai Lingani. Burkina Electric betitelt sich das jüngste, von Kulturen in Bewegung initiierte Bandprojekt, das zurzeit durch die Lande tourt.

Bei Burkina Electric kommen sämtliche Beats, ob afrikanisch oder technoinspiriert (mit Ausnahme gelegentlicher Schlagzeugeinlagen von Lukas Ligeti und der Gitarrenarbeit von Wende K. Blass) aus der Computerretorte.

Ob dies einen organischeren, "demokratischeren" Mix als im Zuge der zahlreichen Trommel-Laptop-Kombinationen ergibt, war zumindest am Montagabend im Wiener Porgy & Bess schwierig zu beantworten. Teils, weil aufgrund mangelhafter Sounddramaturgie die rhythmischen Basis-Tracks nur selten in ihrer Vielschichtigkeit durchhörbar waren, teils, weil sich auf der Bühne neue (alte) Distanzen auftaten.

Wuchtige Grooves

Während nämlich im Hintergrund mitunter drei Mitteleuropäer (neben Ligeti und Dahlke auch Tosca-Hälfte Rupert Huber) mit ziemlich unbewegter Miene an ihren Laptops werkten, zogen die Tänzer As und Levy sowie die erfreulich stimmstarke Mai Lingani im Vordergrund eine geradezu schweißtreibende Show ab. Ein bilderbuchverdächtiger Kontrast, der erst gegen Ende des Konzerts, in den wuchtigen, immer besser ausbalancierten Grooves, in denen das Septett tatsächlich zur Einheit zusammenwuchs, musikalisch aufgelöst wurde. (Andreas Felber/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14. 4. 2004)