Es war ein lieber Versuch, mehr nicht. SPÖ-Klubobmann Josef Cap hat sich sehr bemüht, ein Machtwort zu sprechen, und erklärt: "Koalitionsdebatten sind sinnlos." Selbst wenn sich die p. t. Parteifreunde diesen flehentlichen Appell zu Herzen genommen oder ihn gar befolgt hätten - er kommt zu spät. Denn die Debatte darüber, mit wem denn die SPÖ regieren könnte, falls die Wähler sie lassen sollten, ist längst eröffnet.

Den Anfang gemacht hat der Parteichef selbst: Alfred Gusenbauer hat durch seine täglich schwankende Haltung, ob er Blau- Rot in Kärnten nun voll unterstützt, ein bisschen kritisiert oder überhaupt nur für ein streng lokales Ereignis hält, die interne rote Diskussion lange am Köcheln gehalten, wie es denn die SPÖ mit der FPÖ hält. Mit direkter Kritik an diesem Zickzackkurs haben sich die mächtigen Landeshauptleute der SPÖ zurückgehalten, zumindest in der Öffentlichkeit. Am vielsagend-lautesten hat der rote Shootingstar Gabi Burgstaller geschwiegen. Um sich nun mit einem eindeutigen Koalitionswunsch zurückzumelden: Sie will Rot-Schwarz.

Die Wiener Parteispitze hört diesen Zwischenruf aus Salzburg mit sichtlichem Unbehagen - auch deshalb, weil er das Machtgefüge in der SPÖ deutlich infrage stellt: Ein Bundesparteichef, der sich von Landeshauptleuten Vorgaben machen lassen muss, welche Regierungsform "seine" Partei anzustreben hat, vermittelt nicht gerade ein Bild der Stärke. Besonders deshalb nicht, weil von Gusenbauer noch nie eine besondere Präferenz für ein Revival von Rot-Schwarz zu vernehmen war. Burgstallers Festlegung ist, abseits allen taktischen Geplänkels, auch eine Kampfansage an Gusenbauer.

Mit der die Grünen wenig Freude haben. Denn die SPÖ diskutiert über Rot-Blau, über Rot-Schwarz - aber nie über Rot-Grün.